Geformtes Adrenalin

Motor,
Fahrwerk,
Charakteristik
Windgeräusche,
lange Türen,
oh? – und….
Preis: € 75.737,23, Mehrausstattungen: € 26.792,-, Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 102.529,23
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, Dreipunkt-Automatik-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, 4-Wege-Lendenwirbelstütze,
Verbrauch/Drittelmix*: 7,7 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 4,7 sec.,
Vmax: 250 km/h (abgeregelt),
Motor: 6-Zylinder in V, Ottomotor, Leichtmetall-Zylinderkopf und- block, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Kette, Hub/Steuerzeit variabel, direkte Einspritzung, Abgasturboaufladung und Audi valvelift System,
Hubraum: 2.995 cm3,
max. Leistung: 354 PS/260 kW bei 5.400-6.400/min-1,
max. Drehmoment: 500 Nm. bei 1.370-4.500/min-1,
Verdichtung: 11,2:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 8-Gang Tiptronic, permanenter Allradantrieb quattro, ESP,
Radaufhängung: v- McPherson-Federbeine, Querlenker, h-Mehrlenkerachse, v/h-Schraubenfedern, h-Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, v-belüftet, ABS,
Bereifung: 245/40 R18,
Gewicht: 1.690 kg,
L/B/H: 4.730/1.840/1.390 mm,
Radstand: 2.820 mm,
Tankinhalt: 58 l,
* Werksangaben
So ein Coupé der feinen Art macht nachdenklich. So sagt man doch: Die Frau (wahlweise: den Mann) seines Lebens trifft man nicht in der Disco oder auf Facebook, sondern im Supermarkt oder im Nachbarbüro. Soll heißen, die Liebe kommt, wenn man sie am wenigsten erwartet. Ein wenig so geht das mit dem Audi S5 Coupé. Warum das fragen Sie?
Schon der Vorgänger war ja ein klassisch schönes Auto, der Neue ist das zweifellos auch und im Detail sogar noch gelungener. Die Linie läuft harmonischer, die Zeichnung der Karosserielinien ist schärfer, die LED-Scheinwerfer schauen dynamischer. Es gehört nicht viel dazu, um vorherzusagen: Dieses Fahrzeug wird noch in zehn und zwanzig und mehr Jahren als Klassiker die Sinne betören.
Das gilt natürlich nicht nur für den S5, sondern für die A5-Baureihe insgesamt, aber der S zeigt natürlich einige kleine Unterschiede, die man für die Normalo-Modelle höchstens als Optik-Paket der Rubrik „mehr Schein als Sein“ nachbestellen kann. Der S5 ist da ganz anders und sieht genauso aus wie er sich fahren lassen will.
Und an dieser Stelle müssen wir natürlich zum Motor kommen, jenem feinen Turbobenziner, der zur sinnlichen Optik passt wie das austrainierte Herz-Lungen-System eines 100-Meter-Läufers zu dessen äußerer Erscheinung – wenn der Vergleich mal erlaubt ist
Der Sechszylinder schöpft aus seinen drei Litern Hubraum potente 354 PS/260 kW. Die Standardzahlen lauten: 4,7 und 250 – Sie wissen schon, was wir meinen. Vor allem aber stellt das Aggregat 500 Newtonmeter an Drehmoment bereit, was alleine noch nicht so erwähnenswert wäre. Aber die liegen zwischen 1.370 und 4.500 U/min an, also eigentlich immer. Damit ist Fahrspaß garantiert, und der lässt sich nicht lang bitten: Schon knapp über Leerlauf stehen die 500 Nm parat, die den 1,7-Tonner ansatzlos und mit angenehm unkrawalligem, aber dennoch sonorem Sound aus dem Block wuchten. Da sich der im Zylinder-V untergebrachte Lader auf kurzen Wegen anströmen lässt, vergeht nur ein kurzer Augenblick bis zum vollen Schubaufbau. Für einen Turbo überrascht zudem die Drehfreude bis hinein in den roten Bereich ab 6.500/Umin. An den von Audi versprochenen 4,7 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100 besteht also kein Zweifel, noch mehr beeindruckt jedoch die Mühelosigkeit, mit der sich der S5 schnell fahren lässt.
Zumal der S5 immer mit dem Allradantrieb quattro und mit einer Achtgang-Tiptronic kombiniert ist. Die Zusammenarbeit klappt schlichtweg perfekt. Dank permanentem Allradantrieb verzahnt er sich selbst auf nasser Fahrbahn verblüffend schlupfarm mit dem Untergrund, das optionale Torque-Vectoring-System hilft mit radselektiver Kraftzufuhr an der Hinterachse. Die Sportdifferenzial genannte Technik funktioniert ähnlich wie ein ESP, nur dass einzelne Räder nicht abgebremst, sondern beschleunigt werden, was für höheres Kurventempo sorgt
Schade nur, dass es der Motor nicht nur im Dynamic-Modus (dort aber noch mehr) akustisch unnötig wild treibt. Zwar passt das präsente Sprazzeln und Brummeln des Antriebs nach dem Anlassen eigentlich ganz gut zu seiner Potenz, aber so viel lautmalerische Unterstützung hätte das Coupé eigentlich gar nicht nötig.
Formen und Linien, Räder und Kühlergrill mit dem dezenten S5-Hinweis reichen völlig aus, auch deshalb, weil man diesen Audi sehr entspannt und zurückhaltend fahren kann. Klar, die schnellstmöglich genommene Kurve ist sein eigentliches Metier, aber sein Fahrwerk ist derart gekonnt abgestimmt, dass man den S5 auch für die ganz lange Fahrt nehmen kann und entspannt am Ziel aussteigt. Übrigens auch dank der tollen, serienmäßig beheizbaren und elektrisch verstellbaren vorderen Sportsitze.
Man sollte übrigens aus letzterer Information nicht auf eine allzu üppige Serienausstattung schließen. Klar, im Grundpreis ist mehr enthalten als nur die formidable Motor-(Sport-)Fahrwerk-Getriebe-Allrad-Kombination. Aber LED-Licht, Klimaautomatik, einen Notbremsassistenten oder 18-Zoll-Räder darf man bei diesem Preis auch erwarten.
Aber das hat uns am Ende gar nicht gestört. Und immer über den Preis der deutschen Premiums zu meckern wäre, bringt am Ende ja auch nichts. Die Autos verkaufen sich so oder so wie geschnittenes Brot. Gestört hat am S5 eigentlich nur zweierlei. Zum einen überraschten laute Windgeräusche schon ab etwa 60 km/h am Fenster der Beifahrerseite.
Das passt zu einem derart teuren Auto einer Marke, die immer noch als König der Innenraumqualität gilt, überhaupt nicht. Zum anderen sind die langen Türen im Alltag schon ein großer Nachteil. In kaum einem Parkhaus ist genügend Platz, um durch den schmalen Spalt bei halb geöffneter Türe unfallfrei das Auto verlassen zu können. Schon gar nicht, wenn man etwas zuviel an den Hüften hat. Das nennt man dann wohl den Preis der Schönheit.
Aber dafür hätten wir eine Lösung. Zum gleichen Preis wie das Coupé gibt es den Sportback mit vier Türen, die naturgemäß nicht nur kürzer sind, sondern auch eventuell hinten Mitfahrende erfreuen. Denn der Einstieg in den Fond ist beim Zweitürer nur für Kinder ein Vergnügen. Zudem lässt sich die hintere Sitzbank oder der Fußraum davor für Einkäufe viel praktischer nutzen.
Und dann gibt es natürlich noch eine Möglichkeit: Man erwerbe den S5 als Cabrio. Dann kann man sein Fahrzeug im Zweifel auch mal mit einem eleganten Flanken-Sprung über die Türe verlassen. Natürlich nur bei geöffnetem Verdeck und abgesenkten Fensterscheiben, versteht sich, und wenn man nicht zuviel um die Hüften – aber das hatten wir ja schon…