Dream Machine? Schöne Dreifaltigkeit

Motor,
Fahrwerk,
Interieur
fummeliges Windshott,
lange Öffnungs- Schließzeit,
Gewicht
Preis: € 62.500,-, Sonderausstattungen: € 9.735,- (exkl. Steuern), Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 81.513,-
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, Kopfairbags, dreipunkt-Automatikgurte für alle Plätze, v-Gurtstrammer und Gurtkraftbegrenzer,
Verbrauch/Drittelmix*: 5,3 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 5,9 sec.,
Vmax: 250 km/h,
Motor: 6-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf und- block, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Kette, BMW Twin Power Turbo Technologie, Turbolader mit variabler Einlassgeometrie, Common Rail-Direkteinspritzung mit Magnetventil-Injektoren,
Hubraum: 2.993 cm3,
max. Leistung: 258 PS/190 kW bei 4.000/min-1,
max. Drehmoment: 560 Nm. bei 1.500-3.000/min-1,
Verdichtung: 16,5:1,
Treibstoff: Diesel,
Kraftübertragung: heck, 8-Gang Steptronic-Getriebe, ESP,
Radaufhängung: v-Doppelgelenk-Federbeinachse in Aluminiumbauweise mit Vorlaufsatz, kleiner positiver Lenkrollradius, Querkraftausgleich, Bremsnickreduzierung, h-Fünf-Lenker-Achse in Stahlleichtbauweise,
Bremsen: Scheiben, belüftet, ABS, DSC, ASC, Fadingausgleich,
Bereifung: 225/50 R17,
Gewicht: 1.770 kg,
L/B/H: 4.640/1.825/1.384 mm,
Radstand: 2.810 mm,
Tankinhalt: 57 l,
* Werksangaben
Eines sollte vorneweg gleich mal festgehalten werden: Es hat keine 430 PS! Die Namensgebung setzt sich aus Modell (der 4er) und der Kubatur (3.000 Kubik – genau 2.993) zusammen. 430 also. Okay?
Tatsächlich hat er „nur“ 258 PS und das bei 1.770 Kilo. Da bleibt nicht viel Luft, ist aber zum eleganten Cruisen immer noch genug. Alles andere macht eh nur unnötig Wind, pfeift sich eins rund um das Offene und vernichtet die Arbeit des Hair-Stylers von Madame.
Doch ans Eingemachte – ein bisschen länger, ein bisschen breiter als der 3er und dann noch das offene Dach ohne Henkel – schick sieht es aus, das 4er Cabrio. Leider hat es auch ein paar Macken.
Der Trick war nicht schlecht: Man mache aus einer Drei einfach eine Vier – schon kann man beim Preis ordentlich zulangen. Doch die Absatzzahlen geben BMW recht: Der 4er, Nachfolger des 3er Coupé, verkauft sich gut. Und bekommt mit dem 4er Cabrio einen traumhaften Sonnenanbeter zur Seite gestellt.
Ein bisschen Berechtigung hat das Nummern-Update ja auch. Schon nach dem Einsteigen macht sich das Plus an Größe im Vergleich zum 3er bemerkbar. Auch von den Kindern in der zweiten Reihe kommen keine Klagen. Erwachsene müssen sich auf der Rückbank freilich arg klein machen.
In 20 Sekunden zur Sonne, aber – für echten Sport ist er zu schwer. Bei Cabrio-Fans dürfte der Diesel eher nicht die erste Wahl sein, denn trotz guter Geräuschdämmung passt der blutleere brummige Diesel-Sound nicht wirklich zu einem Cabrio. Was man von den Fahrleistungen nicht sagen kann. Diesel-typisch zieht der 430d gut an, unterstützt von der 8-Gang-Steptronic-Automatik. Die Schaltpaddles am Lenkrad kommen allenfalls beim Überholen zum Einsatz, um die Automatik rechtzeitig zum Runterschalten zu zwingen. Von 0 auf 100 km/h geht es in 5,9 Sekunden, 250 km/h abgeregelt stehen maximal auf dem Tacho. Mit diesen Hufen unter der Haube wäre der BMW noch etwas schneller, wenn er sich nicht so viel Speck angefuttert hätte: Fast 1,8 Tonnen wiegt das viersitzige Cabrio.
Aber mit einem Cabrio will man ja cruisen und nicht rasen. Das ist im offenen 4er ein erhebendes Erlebnis. Am schönsten wirkt der Wagen, wenn das Dach auf und alle Fenster runtergefahren sind. Dafür gibt es auf der Armlehne an der Fahrerseite einen zusätzlichen Schalthebel, der alle Fensterheber gleichzeitig hoch- oder runterfährt.
Das Öffnen des vollelektrischen Stahl-Klappdachs dauert exakt 21,4 Sekunden. Ein Mazda MX-5-Pilot hat in dieser Zeit sein Dach viermal auf und zu gemacht. Wenn man schneller als Schrittgeschwindigkeit fährt, stockt der Faltvorgang übrigens. Also heißt es rechts ranfahren – oder im Stadtverkehr an der Ampel auf eine lange Rotphase hoffen. Man kann übrigens auch bei ausgeschaltetem Motor das Verdeck per Schlüssel von außen öffnen, allerdings muss man dabei sehr nah am Auto stehen.
Der Aufwand lohnt sich aber. Offen fahren ist im BMW ein Genuss. Zumindest bis der Pilot schneller als 60 km/h fährt. Ab dann nämlich pfeift es vernehmlich, die Gurte auf der Rückbank fangen an zu schlackern. Fahrgäste im Fond müssen ihre Locken im Zaum halten. Wie sich Kleinkinder in einem – üblicherweise höher montierten – Kindersitz dort fühlen, sollten Eltern besser vor dem Kauf bei einer Probefahrt testen.
Leider ändert sich am Sturm auf der Rückbank wenig, wenn der Fahrer ein Einsehen hat und die Fenster hochfährt. Vorne nimmt der Winddruck dann merklich ab, hinten tobt er weiter. Ein Windschott wäre jetzt schön. Das verbirgt sich beim BMW zusammengefaltet in einem Fach hinter der Rückbank. Das Aufklappen der Plastik-Konstruktion lässt jedoch staunen. Premium wirkt das nicht: Das Schott knackt vernehmlich, so dass der Nutzer Sorge hat, etwas kaputt zu machen. Und auch das Netz, das über den knarzigen Kunststoffrahmen gespannt wurde, wirkt nicht sehr reißfest. Immerhin fängt es die Luft Verwirbelungen ab. An der Innenausstattung gibt es nichts zu meckern. Die Ledersitze geben viel Seitenhalt und bieten eine individuell einstellbare Lendenwirbelstütze. Armaturenbrett und Multimedia-System sind BMW-typisch funktionell und aufgeräumt.
Der 4er liegt gut auf der Straße, federt hart, aber komfortabel genug und steuert sicher durch kurvige Anstiege. Er hat außerdem einen relativ kleinen Wendekreis. Das hohe Wagengewicht unterbinden allzu sportliche Ambitionen.
Bleibt die Frage, ob so ein Auto auch alltags- und urlaubstauglich ist. Klar, muss man sich als Cabrio-Fan in Sachen Gepäck und Zuladung einschränken. So viel Platz der Autohersteller den Insassen vorne im 4er gönnt, so wenig blieb für den Kofferraum. Die Dach-Mechanik reißt viel Raum an sich. Wenn das Metalldach eingeklappt wird, lässt sich der Kofferraum nur noch über einen etwa 20 Zentimeter hohen Schlitz befüllen. Selbst eine Wasserkiste passt dann nicht mehr hinein.
Alles in allem ist der 4er ein Spaßauto mit viel Flair und ein Hingucker für Passanten. Das Stahldach mit exzellenter Geräuschdämmung macht den Wagen zum Allwetter-Cabrio bei hoher Langstrecken-Tauglichkeit – unterstützt durch den relativ sparsamen Dieselmotor.