Bayrischer Eintopf – Die Portion reicht aber nur für eine Person!

Preis
Fahrwerk
Ampelsprint
Bergauf
Klang
Gewicht des Fahrers
Preis: € 5.150,- (inkl. Steuern),
Motor: 1-Zylinder, 4Ventile/Zylinder, viertakt, DOHC, flüssigkeitsgekühlt, v-im Motorgehäuse integriert,
Hubraum: 313 cm3,
max. Leistung: 34 PS /25 kW bei 9.500/min-1,
max. Drehmoment: 28 Nm. bei 7.500/min-1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung, klauengeschaltetes 6-Gang-Getriebe, Hinterradantrieb, O-Ring-Kettentrieb mit Rückdämpfung in Hinterradnabe,
Fahrwerk: v-Stahlrohrrahmen in Gitterbauweise mit angeschraubtem Heckrahmen, Telegabel Ø 41 mm, h-Aluminiumschwinge in Verbindung mit einem direkt an gelenkten Federbein, Federweg v/h-140/131 mm,
Bremsen: v/h-Einscheiben, v-Ø 300 mm, h-Ø 240 mm, BM Motorrad ABS, 4-Kolben-Festsattel, radial verschraubt, h-1-Kolben-Schwimmsattel,
Bereifung: v-110/70 R17, h-150/60 R17,
L/B/H: 1.988/896/785 mm,
Gewicht: 158,5 kg,
Sitzhöhe: 785 mm,
Radstand: 1.374 mm,
Tankinhalt: 11,0 l,
Vmax: 145 km/h,
* Werksangaben
BMW traut sich nun auch in das Segment der kleinen Einzylinder. Mit der G 310 R haben sie ein Bike auf die Räder gestellt, das sich schon mal am ersten Blick als ein richtiges Motorrad darstellt. Die Proportionen sind stimmig, der Sitz ist so weich wie er aussieht und die Sitzposition (Sitzhöhe 785 mm) als 1,78 cm großer Durchschnittsfahrer ist würdig. Man muss sich nicht mühselig zusammenfalten, um darauf recht bequem durch die Stadt zu heizen, für etwas kleinere Fahrer ist sie fast perfekt. Und wer sich den Sitz in der Höhe anpassen möchte, für den gibt es noch zwei Sitzbänke, die 800 und 770 mm Sitzhöhe ermöglicht im Zubehörkatalog. Der 313 ccm große Eintopf zieht mit seinen 34 PS jetzt nicht gerade das Tischtuch vom gedeckten Tisch, aber um zügig durch das Stadtgeschlängel zu kommen reicht es allemal.
Im Freiland lassen sich, dank top abgestimmtem Fahrwerk, enge und mittlere Radien schneidig durchfahren, jedoch für langgezogene Kurven fehlt ein wenig Bumms in der Hütte. Warum BMW da nicht den Hubraum etwas vergrößert und noch ein paar PS mehr rausgekitzelt hat, um es einem Führerscheinneuling (A2) schmackhaft zu machen, versteht man weniger. Oder richtet man den Fokus auf die Roller aus Japan, oder Italien, jene mit derselben Kubatur, die um 700,- bis 1.000,- Euro teurer sind? – und die haben sogar noch weniger Leistung.
Da ist die G 310 R dann doch mehr Motorrad. Der Motor mit dem Sechsgang Getriebe, das sich mit kurzem Lupfen am Gashahn auch wunderbar ohne Kupplung schalten lässt, ist für nicht ganz ein „Seiterl“ Hubraum eh kräftig genug, um von der Ampel wegzusprinten.
Hoffen kann man an der nächsten Kreuzung nur, dass die Auspuffanlage des Gegners laut genug ist und er den Klang der 310er nicht gehört hat. Zumindest wenn man draufhockt, auf der „kleinen Nackten“, ist der Sound nicht so prickelnd. Da nützt es auch nichts, dass der Krümmer nach hinten und die Ansaugung nach vorne ausgerichtet ist und einen kurzen Weg ergibt, bis die Auspuffgase ins Freie gelangen. Aber da wird sich bestimmt was in der Zubehörindustrie finden lassen, was dem Einzylinder mehr Bass gibt.
Trotz allem ist sie in kürzester Zeit im sechsten Gang und kann damit auch ohne ruckeln mit 60 km/h durch die City cruisen. Obenrum endet dann die Drehzahleuphorie bei sagenhaften 10.000 U/min., wo dann auch der Klang doch in die Gänge kommt, was für einen Einzylinder ein fette Ansage ist und wer diese Drehzahlen ausreizt, wird so manchen stärkeren Roller, oder sogar wenig geübte Motorradfahrer mit stärkeren Geräten, als Hauptgericht verspeisen wie nix.
Erst wenn man in etwas hügeliges oder gar bergiges Ländle vordringt, wird es nicht mehr so wild, denn mit einer schwereren Person drauf, von einer Sozia kaum zu sprechen, ist es recht zäh bergauf. Wer nicht schon vorher Schwung geholt hat verhungert vorm Gipfelkreuz kläglich. Da zählt jeder Kilo und man merkt sogar ob der elf Liter Tank voll, oder schon fast leer ist. Klar, bei kurzen Strecken fühlt sich die Mitfahrerin wohl am weichen Sitz, aber bei einer Ausfahrt ins Hinterland muss sie wohl zuhause bleiben. Oder sie kauft sich auch eine und hat dann selber a bissl Fun. Denn Angesichts der Tatsache, dass sie eine richtig massive Upside Down Gabel mit 41mm Holmen besitzt, lässt sie sich auch richtig präzise durchs Geschlängel zirkeln. Dank ihres geringen Eigengewichts hat es eine gewisse Leichtigkeit den Scheitelpunkt hart und spät anzubremsen.
Anfangs kommt dabei der Gedanke auf, das die eine 300er Scheibe der Bremsanlage etwas zu unterdimensioniert sei – aber sie lässt sich gut dosieren und sie zeigt auch nach mehreren scharf angebremsten Kurven keine Schwächen. Auch kein Defizit zeigt sie bei den Erstaustattungs-Pneu`s der Michelin Pilot Street hält auf der Straße was der Name schon verspricht, lässt richtige Schräglage zu und ist präzise in jeder Schleife. Sicherheitstechnisch ist ein ABS an Bord, sonst wird man in dieser Klasse aus Kostengründen auch nicht mehr erwarten können. Was bitte nicht bedeuten soll, sie sei billig!! Die Verarbeitung ist BMW-typisch richtig gut, die Materialien top und man wird auch mit der G310R lange Freuden am Fahren haben. Auch am Design wird sich das Auge nicht sattsehen, da sie eher neutral und mit einigen verwandten Details mancher Motorradgeschwister auffährt.
Zum Beispiel die seitlichen Abdeckungen links und rechts in Höhe des Kühlers, diese zieren in ähnlicher Form fast alle sportlichen Modelle von BMW. Ein gut gelungener und bunter Mix aus fast allen Gattungen der Konzern-Bikes. Man hat den Eindruck, das sich die Bayrischen Motoren Werke so die Kundschaft vorbereitet, das sich ein Käufer nach diesem Einstieg in die Biker Welt, fix wieder für ein Motorrad von BMW entscheidet. Denn auch wenn die 310er, in Indien gebaut wird, kann man darauf vertrauen, dass die Qualität nicht auf der Strecke bleibt.