Für jedes Terrain, Schlagzahl angehoben
Der X3 ist – nach dem X5 – quasi das Urgestein der X-Reihe und hatte nun jenes Modell-Alter erreicht, welches zum nächsten Schulterschlag aufruft. Die Münchner haben streng gefeilt und abgedatet am Boy, an der Technik, an der Bedienbarkeit und an der Sicherheit sowieso.
Jeder dritte BMW trägt mittlerweile den Buchstaben „X“. Und kein anderes Modell hat daran so einen großen Anteil wie der X3. Trotzdem hat es für den Bayern aus der gehobenen Kompaktklasse bislang noch nicht für die Position an der Spitze des Segments gereicht, Audi Q5 und Mercedes GLC liegen vor ihm. Glücklich ist man darüber nicht in München.
Wenn zu Preisen ab 50.600,- Euro die dritte Auflage des Erfolgsmodells an den Start geht, ist die Mission deshalb klar: Er soll die Konkurrenz aus Ingolstadt und Stuttgart hinter sich lassen.
Dabei setzt BMW auch im neuen Xler auf Altbewährtes: Weil die Bayern 1,5 Millionen Bestandskunden aus zwei Generationen nicht vor den Kopf stoßen wollten, haben sie den Bestseller außen nur sanft modernisiert.
So wird der X3 zwar in Länge und Radstand um jeweils gute fünf Zentimeter gestreckt, die Niere ist nun ein bisschen präsenter, die horizontal betonte Flanke sorgt für mehr gefühlte Bodenhaftung und die Bleche haben mehr Kontur. Aber man muss die Autos schon nebeneinanderstellen, wenn man den Unterschied erkennen will.
Auch innen ist zwar alles nagelneu und spürbar wertiger als bisher, wirkt aber trotzdem vertraut. Denn vom Displayschlüssel, bis zu den animierten Instrumenten und dem großen Touchscreen über der Mittelkonsole, kennt man alles vom Fünfer. Nur in der zweiten Reihe gibt es tatsächlich eine kleine Überraschung. Weil ein SUV für viele mittlerweile der bessere Touring ist, finden sich einige Kombi-Details.
So kann man nicht nur gegen Aufpreis die elektrische Heckklappe mit einem Fußkick öffnen und die Rücklehnen aus dem Kofferraum heraus umklappen lassen. Sondern der, dem es das wert ist, bekommt auch eine Rückbank, deren serienmäßig dreigeteilte Lehne sich dann einzeln mehrstufig in der Neigung verstellen lässt. So findet man noch besser den passenden Kompromiss, zwischen Fondkomfort und Kofferraum und kann individueller zwischen den 550 und 1.600 Litern Stauraum variieren, die der X3 minimal und maximal bietet.
Während der X3 also, von hinten betrachtet, den Kombi auf Stelzen gibt, präsentiert er sich dem Fahrer zunehmend als Sportwagen fürs Grobe. Nicht umsonst hat nun erstmals auch die M GmbH ihre Finger im Spiel und bietet den X3 zumindest als M-Performance-Modell an.
Diese Variante holt aus dem üblichen Dreiliter-Sechszylinder solide 360 PS, wuchtet 500 Newtonmeter Drehmoment auf die Kette und durchdringt mit ihrem kehligen Klang und den gelegentlichen Donnerschlägen im Sportauspuff auch die neue Akustik-Verglasung, die sonst von der Welt draußen wirkungsvoll entkoppelt.
Zusammen mit einer knackigen Fahrwerksabstimmung, einer wunderbar direkten und präzisen Lenkung und den immerhin 55 Kilo, die der X3 beim Generationswechsel abgespeckt hat, reicht das für eine ausgesprochen engagierte Fahrweise. Nach wenigen Metern hat man vergessen, wie abgehoben das Auto eigentlich ist. Wer sich in die Sitze mit ihrer guten Seitenführung kuschelt, wird vom Auto voll integriert, man fühlt sich der Straße näher, als in manchem halbherzigen Sportwagen.
Dabei genießt der Fahrer das Zirkeln durch enge Kurven mehr noch als den Sprintwert von 4,8 Sekunden. Und man wundert sich, weshalb BMW dem X3 schon bei 250 Sachen wieder den Saft abdreht. Denn an Dampf für ein paar Stundenkilometer mehr mangelt es dem Motor ganz sicher nicht.
Zwar kann der M40i trotzdem nicht einmal ansatzweise mit dem neuen GLC 63 AMG mithalten, doch zumindest dem SQ5 bieten die Münchner so wirkungsvoll Paroli. Aber das ist nicht der einzige Grund, der das Triebwerk zu etwas Besonderem macht.
Sondern man muss den M40i schon deshalb mögen, weil er der letzte Sechszylinder-Benziner im Modellprogramm für den X3 ist. Daneben gibt es nämlich nur noch einen Vierzylinder mit zwei Liter Hubraum, der im 20i auf 184 und im 30i auf 252 PS kommen wird. Aber immerhin sind alle Motoren mit Achtstufenautomatik und Allradantrieb gekoppelt. Das gilt auch für die beiden Diesel, die BMW zunächst ins Angebot übernimmt: Den 20d mit vier Zylindern und 190 PS, sowie den 30d mit ebenfalls sechs Zylindern und 265 PS.
Ja, die Motoren sind alle ein bisschen stärker und natürlich ein wenig sparsamer als bisher. So braucht der genügsamste Diesel laut Norm, nur noch glatte fünf Liter und bei den Benzinern geht es mit 7,2 Litern los.
Von Mildhybrid mit 48-Volt-Technik, oder konventionellen Riemenstartern ist bei BMW allerdings keine Rede, anders als bei Audi und Mercedes. Und über einen X mit Plug-in-Technik sprechen sie in München auch noch nicht.
Dafür allerdings wollen sie das SUV ab dem Jahr 2020 als erstes reines Elektro-Fahrzeug jenseits der i-Modelle anbieten, die vielen Kunden zu avantgardistisch sind. Damit kommt der E-X allerdings erst nach Mercedes EQ C und Jaguar i-Pace.
Und: Der X3 übernimmt von Fünfer & Co das gesamte Paket der Assistenzsysteme, fährt nahezu autonom durch den Stau und wechselt als erstes SUV im Segment, sogar automatisch die Spur. Auch die Komfortausstattung kennt man schon. Bis hin zum elektronisch geregelten Parfümspender im Handschuhfach, für den die Bayern gleich acht unterschiedliche Noten anbieten. Selbst wenn es wider die bayerischen Erwartungen nichts werden sollte mit dem Platz an der Spitze, kann man da sicher bald auch den Duft des Erfolges einschieben.