Die Kleine Grosse, Weniger ist mehr?

19Zoll Vorderrad
Sitzposition
Motor
zu weiche Gabel
Spritverbrauch
kein Platz in der Garage
Preis: € 14.995,-,
Motor: 2-Zylinder, viertakt, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Zahnriemen, Testastretta-Einspritzmotor, Wasserkühlung,
Hubraum: 937 cm3,
max. Leistung: 113 PS/83,1 kW bei 9.000/min-1,
max. Drehmoment: 96,2 Nm. bei 7.750/min-1,
Verdichtung: 12,6:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang, mit Fußschaltung,
Fahrwerk: v-Chrom-Molybdän-Gitterrohrrahmen, Zweiarmschwinge aus Aluminium, hydraulische Kayaba USD-Gabel, einstellbar in Zug-, Druckstufe und Vorspannung, h-progressives Sachs-Mono-Federbein einstellbar in Zug-, Druckstufe und Vorspannung, v/h-170 mm, Federweg,
Bremsen: v-hydraulische Zweischeiben, funktionsweise einstellbar, Ø 320 mm, schwimmend, Brembo 4-Kolben-Monoblock-Bremszangen, radial montiert, h-hydraulische Eischeibe, funktionsweise einstellbar, Ø 265 mm, schwimmend, Brembo 2-Kolben-Bremszange, v/h-ABS,
Bereifung: v-120/70 R19, h-170/60 R17,
Gewicht: 204 kg,
Sitzhöhe: 840 mm,
Radstand: 1.594 mm,
Tankinhalt: 20 l,
Vmax: über 200 km/h,
* Werksangaben
Die Multistrada 1200 hat eine kleine Schwester bekommen, die Multistrada 950. Klein ist aber auch nicht ganz richtig, denn die Abmessungen sind identisch da sie Sitz, Verkleidungen und Chassis von der 1200er geerbt hat. Es ist nicht oft so, dass kleine Schwestern was besser können wie die Große, aber hier schaut es ganz so aus. Schwingt man seinen Luxuskörper auf die kleine Große wird man schnell mit ihr konform, egal ob Lenker, Sitzposition, Kniewinkel oder Windschild, es passt alles wunderbar und sie fährt sich wie eine Eins.
Einen großen Teil dieser Bestnote bringt der aus dem Regal gefischte Testastretta 90° Zweizylinder, der mittlerweile so einige Motorräder aus dem Hause Ducati anfeuert und passt auch hier perfekt ins Konzept. Er hängt gut am Gas und schiebt schon bei niedrigen Touren ganz gut vorwärts. Sollte mal ein zu hoher Gang eingelegt sein, ist das auch kein Problem, da er uns schon ab etwa 3.000 Touren richtig gut mit Drehmoment versorgt.
Wenn man mal richtig beschleunigt, sollte man aber stets den Tacho im Auge behalten, denn wer bei mittlerer Drehzahl die Gänge durchrockt, bei dem steht in Windeseile 200 km/h am Display. Das ist zwar toll, aber nur solange kein Freund und Helfer im Freiland steht und euch die Kelle vor das Gesicht hält. Wer das allerdings länger so durchzieht und die Drosselklappen auf Durchzug stellt, wird quasi die Tankuhr um Gnade winseln hören.
Das Getriebe passt perfekt zum Charakter des Bikes und mit der etwas zu weichen Upsidedown-Gabel von Kayaba lässt sie sich eigentlich recht gut beherrschen, obwohl sie vorne beim Bremsen, mit der Werkseinstellung, so stark eintaucht als würd sie unter dem Asphalt weiter fahren wollen. Aber auch das kann man wegbügeln, da sie ja volleinstellbar ist. An der Schwinge arbeitet ein Sachs Mono-Federbein ebenfalls volleinstellbar und ist mit einem Handrad an der Seite zu bedienen.
Man darf aber nicht aus den Augen verlieren – was will sie eigentlich sein? Ja genau, sie gehört eigentlich in die Gattung der Reiseenduro`s, für Leute die nicht unbedingt die mächtigen 160 PS der 1200er Multi brauchen, aber den Komfort des dahingleiten lieben. Natürlich wurde gegenüber der 1200er an der ein oder anderen Stelle der Rotstift angesetzt und es wurden gnadenlos einige Feinheiten aus dem Serienausstattungsheft’l gestrichen. Wie zum Beispiel die Scheinwerfer leuchten nicht in LED und die fesche Einarmschwinge musste auch einer konventionellen Zweiarmschwinge aus der Multi 1200 Enduro weichen. Ja, ja – wir wissen das Motto ist: „weniger ist mehr“, aber hier hätten wir doch lieber die feinen Sachen aus dem Ducati-Regal. Dafür hat aber die Multi 950 ein 19 Zoll großes Vorderrad, das mit der gleichen Fahrwerksgeometrie perfekt zusammenspielt. Man kann es durchaus auch krachen lassen, sie lässt sich fast spielerisch um die Ecken zirkeln und dabei denkt man nie dass diese „kleine“ Multistrada über 200 Kilo hat.
Man kann mit ihr auch mal einen Abstecher ins Gelände wagen, denn mit vier Ridingmodes, Bosch 9.1MP ABS und der in acht Stufen einstellbaren Ducati Traktionskontrolle ist das auch kein Problem. Das werden zwar nicht viele Käufer machen, aber man könnte. Denn beim Ridingmode Enduro wird vorne das ABS sensibler und an der Hinterachse komplett deaktiviert und es stehen nur mehr 75 PS zur Verfügung, genauso wie im Urbanmode, da ist man nur mit reduzierter Leistung unterwegs und das ABS bleibt voll und ganz bei der Sache. Im Sport- und Touringmode stehen die vollen 113 PS zur Verfügung, nur beim Sportmode geht sie minimal härter ans Gas, ABS und die DTC sind auf scharf gestellt. Ihre typische Ducati Multifront ist gefällig, dennoch bei der Schnabelmaske unter dem Scheinwerfer könnten die Designer sich mal was anderes einfallen lassen. Immerhin gibt es sie ja schon sehr lange, aber so hat halt die Multi-Gang, ihr Erkennungsmerkmal. Sonst gibt es aber bei ihrer Optik absolut nicht´s zu meckern.
Die Sitzbank ist auch sehr bequem und unter dem Sozius befindet sich ein USB- Anschluss und eine 12Volt-Steckdose, wo man sein Handy aufladen kann. Eine zweite 12Volt-Steckdose gibt es auch im Cockpit fürs Navi. Die gut positionierte Tachoeinheit ist gut ablesbar und alle erdenklichen Hilfen wie die Ganganzeige, Uhrzeit, Temperatur, 8stufig verstellbare Traktionskontrolle, 3fach verstellbares ABS, sowie Ridingmodes in vier Stufen werden für Ducati typisch top angezeigt. Jaaaa, da bräuchte man nur noch knapp 15.000,- Euro und mehr Platz in der Garage. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wer braucht da noch die große Schwester?