Wüstenschlitten, Alleskönner auf zwei Räder

Preis
Emotionen
Vielseitigkeit
Tachoeinheit
Gewicht für Gelände
Tankanzeige
Preis: € 12.795,-
Motor: 2-Zylinder, „L“ 90°, viertakt, 2Ventile/Zylinder, SOHC, Öl-Luftkühlung, Desmodromik (Zahnriemen),
Hubraum: 803 cm3,
max. Leistung: 73 PS/54 kW bei 8.250/min-1,
max. Drehmoment: 67 Nm. bei 5.750/min-1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang mit Fußschaltung, mechanisch betätigt,
Fahrwerk: Rahmen-Schwinge, Chrom-Molybdän-Gitterrohrrahmen, Aluminium-Zweiarmschwinge, hydraulische Kayaba USD-Gabel, einstellbar in Zug-Druckstufe und Vorspannung, Ø 46 mm, 200 mm Federweg, Federbein progressives Kayaba-Mono-federbein einstellbar in Zugstufe und Vorspannung, 200 mm Federweg,
Bremsen: v/h-Einscheibe mit Brembo-Bosch-ABS-System, v-Ø 300 mm, schwimmend, Brembo 4-Kolben-Bremszangen, radial montiert, h-Ø 245 mm, Brembo 2-Kolben-Bremszange,
Bereifung: v-120/70 R19, h-170/60 R17,
L/B/H: 2.200/940/1.213 mm,
Gewicht: 205 kg,
Sitzhöhe: 860 mm,
Radstand: 1.505 mm,
Tankinhalt: 13,5 l,
Vmax: 195 km/h,
* Werksangaben
Schon beim Anblick der Ducati Scrambler Desert Sled sieht man wo die Reise hingeht. Unbefestigt bitte – schreit die Optik mit den Speichenfelgen und leichter Stollenbereifung. Doch den Wunsch kann man ihr nicht gleich erfüllen, denn kennengelernt wird auf der Straße. Bei der ersten Sitzprobe steht fest, nicht nur leichtes Gelände wird Spaß machen sondern die Italienerin hat auch Langstreckenpotenzial. Gemütliche Sitzbank, ein relativ flacher Kniewinkel und eine aufrechte Sitzposition sprechen deutlich dafür.
Wenn man die Desert Sled startet, dann startet man nicht einfach nur ein Motorrad, man hat das Gefühl sie zum Leben zu erwecken. Kein Hersteller schafft so viele Emotionen in ein Motorrad zu packen wie Ducati. Der etwas rauere Motorlauf, die leichten Vibrationen des luftgekühlten V-Zweizylinders und die Geräusche, welche das Zweirad von sich gibt, stellen einem alle Haare am Rücken auf, auch wenn keine vorhanden sind. Die Ducati polarisiert, als Motorradliebhaber ist man jetzt schon fast befriedigt, dabei steht der Bock noch mit leuchtender Neutrallampe, am Standgas laufend, zwischen den Füßen des Piloten.
Kupplung ziehen, Klack – erster Gang drinnen, los geht’s!
Beim Fahren fällt schnell auf, letzte Konsequenz gibt’s heute nicht. Späte und harte Bremsmanöver wollen weder das Fahrwerk noch die Reifen. Enttäuschend? Auf keinen Fall, es war ja am ersten Blick sichtbar wo das Moped hin will, der Petrolhead probiert trotzdem was geht – breit grinsend natürlich.
Fährt man jedoch rund, ohne hektisch vor dem Eck in die Eisen zu greifen, überzeugt die Scrambler Desert Sled mit satter Straßenlage und doch erstaunlich starken Schräglagen. Die 207 Kilo tun ihr gut auf Asphalt und die Standardbereifung macht für das Stollenprofil eine echt gute Figur. Die 803 Kubikzentimeter mit den 73 PS und 67 Nm sind allemal ausreichen für den täglichen Ausritt. Bis auf das ABS wurde übrigens auf sämtliche Elektronik verzichtet. Ein bisschen nervig ist leider der Tacho. Die Drehzahl schlecht ablesbar und Gang- oder Tankanzeige fehlt auch. Lediglich ein kleines Lämpchen, welches man bei strahlendem Sonnenschein gerne übersieht, erinnert den Fahrer daran tanken zu müssen. Das hätte man anders, beziehungsweise besser lösen können.
Werden die normalen Verkehrswege zu langweilig, dann biegt man einfach in die nächste unbefestigte Straße ein und lässt mal so richtig die Sau raus. Dort wird ein ausgewachsener Mann wieder zu einem Kind. Achtung, Glücksgefühle im Überfluss!!! Auf Schotter fühlen sich die 73 PS wie 200 an, Gas auf Anschlag, Traktion gegen null, alles was unter das Hinterrad kommt spritzt einfach nur nach hinten. Aus einigen Minuten werden schnell Stunden, das Zeitgefühl hat sich eh schon beim Starten der Maschine verabschiedet. Typisch Kind, man wird immer leichtsinniger, bis einem ein Hoppla wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Übersieht man auf Schotter eine Kurve, lernt man schnell das ABS zu schätzen und die 207 Kilo zu hassen.
Puh – Alles noch einmal gut gegangen! Mit der Erkenntnis, dass diese 207 Kilo das Leichteste sind, um es voll glühen zu lassen im Gelände, sucht man sich ein Plätzchen um die Herzrhythmusstörung wieder in den Griff zu bekommen. Motorrad aus, Ständer runter und zwei – drei Schritte weg vom Moped. Eine Ducati, ein Mann und die Natur in der tiefsten Pampa von Niederösterreich. Der Herzschlag normalisiert sich, der Körper stellt wieder auf Genuss um. Die Desert Sled leicht staubig in der freien Natur zu betrachten wirkt fast schon beruhigend. Hier kommt das Design der 80er Jahre Enduros richtig zur Geltung. Bella Macchina mit moderner Technik, besser geht’s nicht, besser wird es nicht.
Voll mit Glückshormonen geht es weiter auf der Duc und man fängt zum Grübeln an. Sie kann auf der Straße, sie kann Gelände, mit Koffer könnte man auch reisen. Vor der Eisdiele macht sie auch eine top Figur und dabei darf die Desert Sled auch ein wenig staubig sein. Diese Ducati deckt viele Bereiche sehr gut ab, doch perfekt beherrschen tut sie leider nichts. Aber – muss sie das? Denn die Desert Sled ist ein richtiges Lifestyle-Motorrad, perfekt für Einsteiger, Wiedereinsteiger oder für die, die überall ein bisschen fahren wollen.
Das Highlight zum Schluss! Für die vielseitige Einsetzbarkeit, einzigartige Optik, traumhaften Motor und die Emotionen die das Motorrad übermittelt, ist der Preis total in Ordnung. Es handelt sich hier immerhin um eine Premiummarke aus Italien.