Nur Liebe Ist Schöner, Gewicht – das A und O

Handling
Gewicht
Verdeck
Innenraum gleich wie MX-5
keine Sitzheizung
keine Drehfreude
Preis: € 30.900,-, Sonderausstattungen: Multimediapaket € 1.174,80, Premium Paket € 818,40, Parksensoren hinten € 356,40, Sicht Paket € 1.452,-, Bose Audio System € 712,80, Metallic Lackierung € 660,-,
Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 36.074,40
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Airbag für den Kopfbereich, Airbags für den Seitenbereich, Dreipunkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne mit Gurtstrammer und Gurtkraftbegrenzer, ISOFIX-Universalbefestigung für Kindersitz,
Verbrauch/Drittelmix*: 6,4 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 7,5 sec.,
Vmax: 215 km/h,
Motor: 4-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Zahnriemen, sequentielle Multipoint-Einspritzung, Turbolader mit Ladeluftkühler,
Hubraum: 1.368 cm3,
max. Leistung: 140 PS/103 kW bei 5.000/min-1,
max. Drehmoment: 240 Nm. bei 2.250/min-1,
Verdichtung: 9,8:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: heck, 6-Gang, ESP,
Radaufhängung: v-Doppelquerlenker Einzelradaufhängung, h-Multilink Einzelradaufhängung, v/h-Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, v/h-Ø 280 mm, ABS, EBD,
Bereifung: 205/45 R17,
Gewicht: 1.050 kg,
L/B/H: 4.054/1.740/1.233 mm,
Radstand: 2.310 mm,
Tankinhalt: 45 l,
* Werksangaben
Es gibt Autos, in die setzt man sich rein, fährt los und es passiert genau gar nichts. Keine Emotionen, keine Freude, kein Gefühl und schon recht keine Euphorie. Dann gibt es Fahrzeuge die genau anders sind. Sie lösen Spaß aus, sie machen einen euphorisch, sie lösen Gefühle aus und machen einen glücklich. Zu den letzteren zählt der Fiat 124 Spider.
Dieser kleine Roadster versteht es den Fahrer zu begeistern. Kein Wunder bei dem Aufbau. Fiat hat hier echt alles richtig gemacht, Sportwagen-DNA ohne Ende. Doppelquerlenkerachse vorne und eine Mehrlenkerachse hinten – versprechen einen schon mal eine Menge mechanischen Gripp. Dazu befindet sich der Motor deutlich hinter der Vorderachse und das Getriebe geht grob bis zur Mitte des Fahrzeuges, somit hat man sehr viel konzentriertes Gewicht zwischen den Achsen, was den Fiat unheimlich agil und dynamisch macht und er dadurch zum Kurvenräuber wird. Das alles gibt es zu einem unschlagbaren Gewicht von roundabout 1.000 Kilo.
1.000 Kilo bei einem Cabrio und das aus dem Jahr 2016. Wer hätte geglaubt, dass es sowas noch geben wird, immerhin ist es heutzutage normal das ein Mittelklasse-Kraftfahrzeug bei 13-14hunder Kilo ansetzt.
Einen Satz müssen wir leider ausbessern, denn nicht Fiat hat hier alles richtig gemacht, sondern Mazda. Der Mazda MX-5 liefert die Basis für den Fiat 124 Spider. Es steckt so viel Mazda in dem Fiat, das der sogar bei den Japanern gebaut wird, Fiat schickt nur den alt bekannten 1,4 Liter zwangsbeatmeten Benziner auf Überseereise, den die Japaner dann auf die Bodengruppe des MX-5 stecken und die von Fiat designte Karosserie drauf bauen. Weil der Motor im Spider längs eingebaut wird, Fiat aber aktuell keine Fahrzeuge aus eigener Produktion hat, die so eine Bauart praktizieren, bekommen sie sogar ein überarbeitetes MX-5 Getriebe. Aber warum überarbeitet? Nun ja -den MX-5 gibt es nur mit zwei Saugmotoren und den 124 Spider mit zwei Turbomotoren. Um den Turbomotor so effizient und sportlich wie möglich nutzen zu können, bekommt der Fiat eine andere Gangabstufung und Gesamtübersetzung. Genug von den Hintergrundinfos lasst uns den „Hobel“ endlich fahren.
Spätestens jetzt ist jedem Petrol Head egal ob das ein Mazda im Fiat Kleid ist, oder umgekehrt, denn der 124er fährt einfach nur genial. Die 140 PS treiben das Auto stramm nach vorne, mit einer Leistungsentfaltung die kaum geiler sein könnte. Fiat lässt nämlich den Turbomotor Turbomotor sein. Zuerst Turboloch, dann rascher Drehmoment und Leistungszuwachs mit nicht gerade der größten Drehfreude, sind Merkmale früherer Turbomotoren. Die fehlende Drehfreude ist nicht gerade optimal, aber naja… man kann nicht alles haben.
Noch besser als der Motor ist das Handling dieses Cabrios. Untersteuern gibt es so gut wie gar nicht, generell passiert hier alles über die Hinterachse. Heckantrieb typisch geht der Fiat gerne quer aus dem Eck heraus, die giftig einsetzende Leistung ist dabei eine große Hilfe – wer es gerne macht. Doch der 124er Spider macht auch etwas anderes, er macht das wovon jeder Audi-Fahrer seit 1998 und dem ersten TT Angst hat. Beim Anbremsen einer Kurve und etwas impulsiverem Einlenken, dreht er wunderschön mit dem Heck ein, dabei bleibt der Fiat aber immer kontrollierbar. Um eins klar zu stellen, jegliche Form der Querbewegung ist natürlich nur mit ausgeschaltetem ESP möglich und es ist weder einem Fahranfänger, noch einem nicht routinierten Autofahrer zu empfehlen, das ESP auszuschalten! Das Fahrzeug fordert – speziell bei flotter Fahrweise. Das Auto ist schnell und giftig, und auch mit seinen „nur“ 140 PS an der Hinterhand die feinen Reflexe des Fahrers fordernd.
Wenden wir uns noch etwas dem Innenraum zu. Da gibt es nicht wirklich viel zu sagen, außer, dass es schade ist das Fiat hier eins zu eins den Innenraum des MX-5 übernommen hat. Nur das Emblem wurde durch jenes von Fiat ersetzt. Etwas mehr Eigenständigkeit wäre gut gewesen. Auch die Tatsache, dass es beim Fiat 124 Spider trotz Lederausstattung keine Sitzheizung gibt, löst in kalten Morgenstunden nur Kopfschütteln aus.
Trotzdem: Wenig Gewicht, tolle Aufhängung, guter Motor mit moderater Leistung, ein unvergleichliches Handling und das alles für leistbares Geld, macht den Fiat 124 Spider zu einem Muss – für einen jeden Petrol Head unter uns.