Vettel staubt ab! Ist jemand überrascht?

1 | Sebastian Vettel | Ferrari | 58 | 1:29:33.283 | 25 |
2 | Lewis Hamilton | Mercedes | 58 | +5.036s | 18 |
3 | Kimi Räikkönen | Ferrari | 58 | +6.309s | 15 |
4 | Daniel Ricciardo | Red Bull Racing TAG Heuer | 58 | +7.069s | 12 |
5 | Fernando Alonso | McLaren Renault | 58 | +27.886s | 10 |
6 | Max Verstappen | Red Bull Racing TAG Heuer | 58 | +28.945s | 8 |
7 | Nico Hulkenberg | Renault | 58 | +32.671s | 6 |
8 | Valtteri Bottas | Mercedes | 58 | +34.339s | 4 |
9 | Stoffel Vandoorne | McLaren Renault | 58 | +34.921s | 2 |
10 | Carlos Sainz | Renault | 58 | +45.722s | 1 |
Selten waren die Testfahrten im Winter so schwer zu lesen wie in diesem Jahr – logisch, denn wann gab es zuletzt Schnee und so kalte Temperaturen, dass die erste Testwoche in Barcelona quasi ohne Aussagekraft war. Die einzige Erkenntnis der ersten vier – pardon drei Tage: McLaren hat auch nach dem Wechsel zu Renault technische Probleme und die Zuverlässigkeit alles andere als im Griff und das Honda Aggregat im Rücken der Torro Rosso Piloten, funktioniert völlig problemlos. Anders die zweite Woche, die bei angenehmen Frühlingswetter und vernünftigen Asphalttemperaturen eine erste Standortbestimmung erahnen ließ, die sich letztendlich auch beim Auftakt in Melbourne bestätigte.
Doch bevor wir zum Auftakt kommen ein paar Worte zu den Neuigkeiten in der Formel 1. Da ist zunächst einmal dieses grässliche Ding, das Halo – der Heiligenschein genannt wird. Die Fahrer sind sich einig, dass der neue Kopfschutz nicht zur Attraktivität beiträgt und auch beim Ein- und Aussteigen nichts als Probleme macht. Die einzigen, die sich darüber freuen – vermutlich die Overall-Hersteller, denn schon bei den Tests ging so mancher Anzug kaputt. Ob der Halo wirklich zur Sicherheit beiträgt? Alex Wurz als GPDA-Präsident ist davon überzeugt, hoffen wir, dass der Beweis nie angetreten werden muss. Als Fan freilich wird es künftig nahezu unmöglich sein, den Fahrer am Helm zu erkennen. McLaren machte aus der Not eine Tugend, taufte das Ding Flip-Flop und präsentierte zuletzt auch einen neuen Sponsor, der eben dieses Schuhwerk herstellt und auch gleich eine Sonderserie auflegte.
Dann sind da noch die Reifen. Pirelli hat das Sortiment weiter ausgebaut und so kommen im Trockenen künftig sechs Mischungen zum Einsatz, wobei die neuen Typen mit noch weicherem Gummi aufwarten. Da jedes Team seine Reifen ja frei wählen darf, dürfen wir uns also auf einige neue Strategien gefasst machen.
Auch bei den Motoren gib es etwas Neues zu vermelden, so soll das neue Reglement dem verbrennen von Öl zur zusätzlichen Leistungssteigerung heuer der Vergangenheit angehören. Letztlich ist auch noch die geänderte Aerodynamik zu erwähnen, die großen Finnen sind ab sofort verboten und mit ihnen auch die T-Wings, die in der letzten Saison teils spannend gewackelt haben.
Der Auftakt in Melbourne bestätigte, was auch nach den Testfahrten vermutet wurde. Auf der Strecke zeigte sich die Truppe von Mercedes einmal mehr als das stärkste Paket. Die Kollegen von Autosport ermittelten einen Vorsprung von 7 Zehntel auf eine Runde zugunsten von Mercedes – 0,664 Sekunden war der Vorsprung von Hamilton nach dem Qualifying, eine Welt. Dahinter Ferrari und Red Bull quasi gleichauf, wobei Max Verstappen ohne seinen Fehler wohl der schnellste Nicht-Mercedes gewesen wäre. Das nicht zwei Mercedes an der Spitze das Rennen aufnahmen, lag am Abflug von Valtteri Bottas, der in Q3 seinen W09 EQ Power + so nachhaltig in die Wand warf, dass auch das Getriebe, der Energiespeicher und die Elektronik getauscht werden mussten. Ein Fehler der möglicherweise rennentscheidend war und Mercedes am Ende sogar den Sieg gekostet haben könnte.
Während Hamilton von der Pole souverän in Führung ging und die Ferraris von Räikkönen und Vettel hinter sich ließ, musste Verstappen Kevin Magnussen in Kurve eins den Vortritt lassen. Der Red Bull Pilot verbiss sich daraufhin im Haas VF 18, der sich schon bei den Tests als sehr schnell präsentiert hatte. Der im Fahrerlager auch Vorjahres-Ferrari genannte Bolide des US-amerikanischen Teams, erwies sich dann auch als unüberwindbares Hindernis für den Holländer, bis es Verstappen übertrieb und sind hinter Magnussen wegdrehte. Während für Verstappen somit die Reise im Feld nach hinten ging, kämpfte sich Dani Ricciardo im zweiten Red Bull nach vorne. Der Australier musste sein Heimrennen nach einer Strafversetzung vom achten Platz aus in Angriff nehmen, machte aber mit sehenswerten Manövern laufend Boden gut und konnte aufgrund der härteren Reifen auch länger auf der Strecke bleiben, als die Leute vor ihm. Den Reigen der Boxenstopps eröffnete Kimi Räikkönen, Hamilton konterte den versuchten Undercut postwendend und hatte alles unter Kontrolle, bis die Haas-Truppe ihre Fahrer zum Routinestopp an die Box holte. Bei Kevin Magnussen sah zunächst alles nach Plan aus, doch in Kurve drei rollte der Däne aus – keine Leistung meldete er am Funk, in Wirklichkeit war aber das linke Hinterrad lose – aus und vorbei. Zwei Runden später kam Romain Grosjean an die Box und bei ihm das Gleiche – loses Rad, diesmal links vorne. Da der Franzose seinen Haas-Ferrari so parkte, dass das Rennen neutralisiert werden musste, kam der Moment des Sebastian Vettel: der Deutsche war bis dahin im Schatten von Räikkönen am dritten Platz gefahren und hatte durch die Stopps die Führung übernommen. Die virtuelle Safety-Car-Phase spielte Vettel nun in die Hände und die Lücke im Reglement, die offen lässt, wie lange man durch die Boxengasse brauchen darf, tat ein übriges. Während also Hamilton auf der Strecke die Referenzzeit einhalten musste, raste Vettel im Renntempo durch die Boxengasse, absolvierte den Stopp und kam vor dem Mercedes wieder auf die Strecke. Damit war das Rennen gelaufen. Vettel siegt vor Hamilton und Räikkönen, Rang vier für Ricciardo im Heimrennen und auf Rang 5 Alonso. McLaren kann mit den Renault-Aggregaten also wieder vorne mitfahren, während Torro Rosso mit den Honda-Triebwerken sich am Ende des Feldes wiederfand.
Mit diesem Rennergebnis ist somit zumindest bis zum dritten Rennen für Spannung gesorgt und auch wenn es schwer fallen wird, irgendwie werden wir uns vermutlich auch noch an den Halo gewöhnen.