X ohne Allrad

elastischer Motor,
wertiges Cockpit,
Fahreigenschaften/Schotter
wuchtige C-Säule,
tiefer Öffner/Heckklappe,
Platzverhältnisse hinten
Preis: € 34.550,-, Sonderausstattung: Lederausstattung schwarz € 1.250,-, Panorama-Glassonnendach € 700,-, Lackierung, Metallic € 600,-, Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 37.170,-
Sicherheit: Front- und Seitenairbag für Fahrer und Beifahrer, Kopfairbag für Fahrer und Beifahrer, Dreipunkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne höhenverstellbar, doppelte Gurtstraffer vorne und hinten, Kopfstützen auf allen Plätzen, ISOFIX-Kindersitzvorrüstung inkl. TopTether-Befestigungsösen,
Verbrauch/Drittelmix*: 4,0 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 9,9 sec.,
Vmax: 187 km/h,
Motor: 4-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf, 2Ventile/Zylinder, SOHC, Zahnriemen, direkte Einspritzung, Common Rail, 1Turbolader VGT, Ladeluftkühler,
Hubraum: 1.560 cm3,
max. Leistung: 120 PS/88 kW bei 3.750/min-1,
max. Drehmoment: 300 Nm. bei 1.750/min-1,
Verdichtung: 17,0:1,
Treibstoff: Diesel,
Kraftübertragung: 6-Gang, front, ESP,
Radaufhängung: v-McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, h-Verbundlenkerachse, v/h-Schraubenfedern, Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, v-belüftet, v-Ø 304 mm, h-Ø 268 mm, ABS,
Bereifung: 235/50 R19,
Gewicht: 1.275 kg,
L/B/H: 4.477/2.098/1.609 mm,
Radstand: 2.675 mm,
Tankinhalt: 53 l,
* Werksangaben
Im Englischen steht X für „cross“, also kreuzend. In der Automobil-Industrie bevorzugt man – speziell bei SUVs – das X für den Hinweis auf Allrad-Technik, BMW mag als Pate stehen. Doch nicht immer gilt dies – und schon gar nicht im deutschen Sprachgebrauch.
Der Grandland X macht im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Figur, obwohl unter seinem schicken Kleid ein Franzose steckt. Der Rüsselsheimer basiert auf dem Peugeot 3008 und stammt noch aus der Kooperation vor der Übernahme durch PSA. Beide Fahrzeuge rollen gemeinsam in Sochaux in Frankreich vom Band.
Das Cockpit zeigt sich wertig und sauber verarbeitet, aber auch sehr zurückhaltend. Etwas mehr Pep und Farbe im Interieur, stünde dem äußerlich leicht extrovertierten Rüsselsheimer sicher nicht schlecht. Die Armaturentafel ist leicht nach vorn geneigt und relativ niedrig, sodass kein Gefühl der Enge aufkommt. Dank Touchscreen ist die Zahl der Schalter erfreulich klein, was bei Opel ja lange Zeit nicht selbstverständlich war und immer wieder Anlass zu Kritik gab.
Äußerlich steht der Deutsch-Franzose mit mächtigem Karosseriekörper und schmalem Greenhouse da. Der Kühlergrill ist riesig und auch die SUV-typische Seitenbeplankung fällt üppig aus. Fast schon elegant fällt die Bumerang-förmige Gestaltung der C-Säule aus, die dem Grandland X eine eigene Note verleiht. Dazu gibt die Spoiler-Kante in der Heckklappe, oberhalb der Rückleuchten dem Grandland X einen weiteren sportlichen Anstrich.
Was von außen elegant und dynamisch ausschaut, wirkt von innen allerdings eher ein wenig bedrückend. Der Bereich der C-Säule misst stolze 60 Zentimeter und wird nur durch ein kleines schlitzartiges Seitenfenster unterbrochen, das für etwas Licht sorgt, aber nicht für den Durchblick nach schräg hinten. Dazu kommen dann noch einmal weitere fast 20 Zentimeter Heckklappenausbuchtung.
Der Grandland X teilt sich nicht nur die Plattform mit dem Peugeot, sondern auch die Motoren. Unter der Haube steckt ein Vierzylinder/Zweiventiler. Das Aggregat knurrt zwar vernehmbar, aber nie aufdringlich. Auch bei 3.500 Umdrehungen in der Minute und 130 km/h drängt sich der Opel akustisch noch nicht auf. Die 120 PS reichen für den rund 1,4 Tonnen schweren Wagen aus. Ab 1.600 Umdrehungen in der Minute entwickelt er erste spürbare Kräfte, ab 2.400 Touren wird er dann doch munterer und erreicht seinen ersten Schaltpunkt.
Das Getriebe könnte insbesondere in den Gängen drei und fünf etwas besser abgestuft sein. Die von den Opel-Ingenieuren adaptierte Schaltung arbeitet zwar präzise, aber nicht so weich wie man es bislang von Peugeot gewohnt war. Zudem beansprucht sie relativ viel Platz in der Mittelkonsole, sodass in Verbindung mit der elektrischen Parkbremse es für die Cupholder zum Beispiel eng wird. Entsprechend kurz fällt dann leider auch die Mittelarmlehne aus – speziell und klein auch das Staufach darunter.
Aber diese Kleinigkeiten beeinträchtigen natürlich nicht das Fahrverhalten, das zu den Stärken des SUV gehört. Die Lenkung spricht rasch und präzise an und erweist sich als erfreulich leichtgängig. Den hervorragenden Federungskomfort verdankt der Opel wohl seinen französischen Genen. Auch mit 19-Zoll-Bereifung steckt er selbst kurze Unebenheiten gelassen weg, in Sachen Wankneigung gibt sich der Grandland X ebenfalls keine Blöße. Die Frage war: kann er als Fronttriebler bei der Tour bestehen? Die Antwort: Ja, er kann. Selbst auf ansteigender, mit rolligem Schotter aufwartender Fahrbahn kam der blitzige Franzose nicht ins Straucheln, auch der Fahrer/Fahrerin hatte keine Schweißperlen auf der Stirn und lehnten entspannt im Gestühl. Natürlich preist gerade eine Marke mit ihrem SUV, dass auch derlei Fahrten möglich sind, aber wie oft ist es nur Theorie? Hier passt es, auch wenn das „X“ vorerst irritierend wirkt.
Nett ist das Ambiente-Licht in den geschwungenen Armlehnen der Türen, praktisch die großzügige Beleuchtung der Seitenfächer und vorbildlich, dass sich beide Seitenspiegel beim Einlegen des Rückwärtsgangs nach unten neigen.
Der Platz im Fond ist nicht üppig, aber ausreichend. Die Fensterkante im Fond reicht bis zur Schulter und der Einstieg fällt relativ schmal aus. Hier haben die Entwickler mehr den recht großzügigen Kofferraum mit von hinten entriegelbaren Rückenlehnen und ebener Ladefläche beim Umklappen im Blick gehabt. Eine kleine Durchreiche ist ebenso an Bord wie ein höhenverstellbarer Ladeboden und auch die Reserveradmulde bietet noch jede Menge Platz. Bei so viel Mühe wundert es aber dann doch ein wenig, dass der Griff der Heckklappe so weit unten knapp über dem Stoßfänger liegt.
Insofern zeigt der Grandland X keine Schwäche. Auch der Motor ist besser als seine 120 PS zunächst vermuten lassen. Etwas mehr vom äußeren Pfiff hätten wir dennoch ganz gerne im Innenraum wiedergefunden.
Jana Sothova & Josef Vágner