AMI-MOBIL – Wo geht’s hier zur Route 66?

Kult
Sitzposition
Koffervolumen
Gewicht
Windschild nicht verstellbar
Preis
Preis: € 35.295,-
Motor: 2-Zylinder in V 45°, viertakt, Luft- und flüssigkeitsgekühlt, Kurbelwelle querliegend, eine zahnradgetriebene Ausgleichswelle, eine untenliegende, per Zahnkette angetriebene Nockenwelle, vier über gegabelte Kipphebel betätigte Ventile je Zylinder, Trockensumpfschmierung,
Hubraum: 1.745 cm3,
max. Leistung: 91 PS/67 kW bei 5.450/min-1,
max. Drehmoment: 153 Nm. bei 3.250/min-1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang, Primärantrieb über Duplex-Kette, hydraulisch betätigte Zehnscheiben-Anti-Hopping-Ölbadkupplung, Zahnriemen,
Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Oberzug in Backbone-Bauweise, Telegabel, Standrohrdurchmesser 49 mm, zwei Federbeine, hydraulisch per Drehregler einstellbar, Zweiarmschwinge aus Vierkantstahlprofil,
Bremsen: v-2 Scheiben, gelocht, Ø 300 mm, Vierkolben-Festsattel, h-Einscheibe, gelocht, Ø 300 mm, Vierkolben-Festsattel, ABS, elektron. Bremskraftverteilung,
Federweg: v-117 mm, h-76 mm,
Bereifung: v-130/80 B17 65H, h-180/65 B16 81H,
L/B/H: 2.600/960/1.440 mm,
Gewicht: 413 kg,
Sitzhöhe: 740 mm,
Radstand: 1.625 mm,
Tankinhalt: 22,7 l,
Vmax: 175 km/h
* Werksangaben
Der Kult um Harley Davidson, der nun schon Jahrzehnte betrieben wird, ist in der Motorradwelt einzigartig. Mit einer Historie die dieses Magazin von der ersten bis zur letzten Seite füllen könnte, da die Firma ja schon seit 1903 existiert. Alleine die aktuelle Modellpalette würde einige Seiten in Anspruch nehmen. Nun haben wir hier aber ein Gerät, das ganz speziell und ganz oben in der Geschichte der Kultgeräte angesiedelt ist. Die Ultra Limited, aus der neuen Softail-Reihe, ist mit ihrem Twin-Cooled Milwaukee-Eight 107ci Motor top motorisiert und bollert richtig mächtig durch die Gegend. Der 1.745 cm3 große Big Twin hat immer genügend Power um mit jedem Gang zügig vorwärts zu kommen. Auch wenn sie gegenüber der Konkurrenz, mit gerade mal 91 PS, eher zu den Leistungsschwächeren gehört. Dennoch kann man nicht willkürlich am Kabel ziehen, denn ohne Traktionskontrolle und 153 Nm Drehmoment wird es bei schlechtem Untergrund durchaus brenzlig. Was für richtige Männer halt.
Aber mit einer Harley fährt man nicht ständig volle Kanne, sondern man gleitet gemächlich dahin. Ein Ziel wie zum Beispiel Milwaukee, oder Springfield, das an der legendären Route 66 liegt – ja ok wäre jetzt zu weit – egal Ottenschlag Richtung Waldviertel tut`s auch, am Navigationsgerät eingetippt und los geht die Zeitreise. Mit einer klassischen Harley-Davidson fühlt man sich trotz moderner Technik in eine frühere Zeit zurückversetzt. Der dicke Motor schüttelt sich weg wie ein Wackeldackl, jedoch kommt am Hinterteil und an den Händen glücklicherweise nicht mehr so viel von den Vibrationen an. Da haben sie alles gut abgeschirmt und gelagert. Das Feeling bleibt aber Gott sei Dank erhalten mehr weichspülen würde den Charakter des Ami-Reisemobils schaden. Man will ja auch noch was spüren, sonst könnte man sich gleich ein bayrisches, oder japanisches Gefährt zulegen. Die wiederum keinen soo gemütlichen Sitz spendieren, wie die Ultra Limited.
Die ganze Sitzposition ist sehr komfortabel und für die Person am Sozius sowieso. Die gute Soundanlage beschallt ihn auch hinten aus zwei Lautsprechern, über Stecker vorne wie hinten, können auch die Headsets mit einander verbunden werden. Für die Sprachsteuerung genügt es, wenn der Fahrer das Micro an hat und kann so durch das Menü des Navi und Entertainmentsystem führen. Alles was man für die richtig große Reise braucht, kann in den riesigen Seitenkoffern und im Heckkoffer, mit dem Kofferraumvolumen eines Fiats 500, verstaut werden. Was sie noch gleich hat mit dem italienischen Kleinwagen dürfte das Gewicht sein. Ok nicht ganz. Die Ultra Ltd. wiegt aber „über“ 400 Kilogramm, die durch den neu entwickelten Rahmen und Fahrwerk zwar im Fahrbetrieb jetzt nicht so auffallen, jedoch beim Bremsen und Rangieren würde man sich wünschen, das sie ein paar Pfunde abgespeckt hätte, bevor man sie reitet.
Am Bremshebel muss dann schon richtig Kraft verwendet werden, wenn man rasch bremsen will. Gepäck und Sozia sollten dann hoffentlich leichter ausfallen, sonst muss die Federvorspannung hinter dem linken Koffer per Drehrad auf Anschlag verstellt werden, was das Gewicht wieder in Einklang bringt. Das Monstrum lässt sich aber auch dann problemlos und komfortabel fahren. Das Windschild inklusive breiter Batwing-Verkleidung hält gut den Fahrtwind ab und dank der über dem Cockpit angebrachten Belüftung, die per Knopfdruck geöffnet werden kann, ist auch etwas Wind im Gesicht spürbar. Noch mehr Prise gibt es zusätzlich per verstellbaren Flats an den Seiten der Verkleidung. Leider lässt sich der Windschild nicht in der Höhe arretieren, da bei Autobahntempo Vibrationen am Helm entstehen und das sehr unangenehm auf lange Stecken sein kann. Kommt natürlich auf die Größe des Fahrers an.
Die Bedienung der am Lenker angebrachten Steuerelemente sind selbsterklärend und der Touchscreen, der etwas Oldschool aussieht – vielleicht gewollt – ist dennoch gut zu bedienen und folgt den Befehlen auch wenn man mit dem Handschuh drauf drückt. Der serienmäßige Tempomat an der linken Bedieneinheit am Lenker ist sehr einfach, jedoch wird man diesen auch nur auf der Autobahn brauchen, auf der aber richtige Biker wohl weniger zu finden sind. Außer man muss sehr lange Strecken überbrücken. Auf der Freilandstraße braucht man ihn auch eher nicht, da der Motor genügend Kraft hat und so ziemlich alles im vierten oder fünften Gang gefahren werden kann. Wird es mal enger ist die dicke Lady auch nicht zickig und lässt sich erstaunlich gelassen um jede Ecke scheuchen.
Sie kippt weder abrupt in die Kurve noch muss man sie dazu zwingen, obwohl das Fahrwerk sehr auf Komfort getrimmt ist. Es lässt sie auch absolut kalt, wenn ihr Quer- oder Längsrillen unter die Räder kommen. Die Harley macht da keinen Mucks und zieht weiter Richtung Horizont. Wer sich ein Prachtexemplar dieser Sorte in die Garage stellen will, sollte vorher auf die Spareinlagen linsen, ob da mindestens 35.000,- Euro und ein paar Zerquetschte drauf sind. Sonst muss man im Harley-Regal weiter runter schauen, wo man bestimmt was ähnlich Nettes mit einem dicken V2 findet. Fix ist: Harley-Davidson ist und bleibt Kult.