Extravagant – Keine Angst vor dem Gewicht

Motor und Getriebe
Design und Farbe
Aufsehen
Stabilität aller Deckel
Windschildhöhe
Preis
Preis: € 29.990,-
Motor: 6-Zylinder-Boxermotor, viertakt, 4Ventile/Zylinder, flüssigkeitsgekühlt,
Hubraum: 1.833 cm3,
max. Leistung: 126 PS/93 kW bei 5.500/min-1,
max. Drehmoment: 170 Nm. bei 4.500/min-1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang, Rückwärtsgang, Kardan-Endantrieb, Mehrscheiben-Kupplung im Ölbad,
Fahrwerk: v-Doppel-Querlenker-Aufhängung, h-Schwinge mit Pro Link-Aufhängung, Federweg v/h-140/105 mm,
Bremsen: v-Doppelscheibe, Ø-320 mm, Sechs-Kolbenbremszangen, h-Scheibe, Ø-316 m, Dreikolbenbremszange, v/h-Combined ABS,
Bereifung: v-130/70-18, h-200/55-18,
L/B/H: 2.475/925/1.340 mm,
Gewicht: 365 kg,
Sitzhöhe: 745 mm,
Radstand: 1.695 mm,
Tankinhalt: 21 l,
Vmax: 180 km/h,
* Werksangaben
Endlich sie ist da! Lange hat sich Honda Zeit gelassen um die Gold Wing neu aufzulegen. Seit 2001wurde sie quasi ihrem Dasein überlassen und trotzdem liebten sie die Käufer. Vielleicht aber auch, weil sie schon ein bissl Kult ist. Nun wurde sie ein komplett neues Motorrad und wenn man sie jetzt so ansieht, würde man sie ohne Heckkoffer im ersten Moment gar nicht als solche erkennen. Denn der goldene Flügel ist jetzt optisch flach und schlank geworden. Während ihrer Neuentwicklung verlor sie, je nach Ausstattung, bis zu sagenhafte 48 Kilo, jedoch bleiben immer noch – in dieser Konfiguration – 365 davon über. Das ist jetzt nicht gerade wenig, aber wenn das Bike mal rollt, sind die paar Pfunde mehr schon wieder fast vergessen. Es braucht auch keiner Angst vor dem Gewicht haben – erstens weil der Schwerpunkt sehr weit unten ist und zweitens es ist ein elektronischer Rückwärtsgang an Bord. Der nur das drücken von zwei „Knöpferln“ verlangt.
Beim ersten Anfahren merkt man schon, der Sechszylinder hat Schub. Wenn man die Kupplung sowie das butterweich zu schaltende Sechsgang-Getriebe zusammenfügt und den 170 Nm. auf die Kardanwelle freien Lauf lässt, katapultiert es die Maschine nach vorne, als würd es kein Morgen geben. Dabei röhren die sechs Töpfe, mit ihren gesamten 1.833 Kubik, aus der zweiflutigen Auspuffanlage, dass die Haare zu Berge stehen. Dabei ist die Tonart nicht martialisch laut – sondern eher in den Tiefen Regionen angesiedelt. Gut so.
Und – während man so im sechsten Gang dahin cruist und sich aus dem Lautsprecher mit Musik berieseln lässt, kommt dann die Paradedisziplin: Auf langgezogenen Kurven und ewigen Geraden dahin gluckern macht mächtig Spaß, aber wer jetzt glaubt, man kann es nicht richtig krachen lassen mit einer Gold Wing der irrt.
Schon mit der Vorgängerin konnten es ihre Besitzer, nur die echten Kings allerdings, richtig fliegen lassen. Wobei die Auspuffblenden, oder die seitlich angebrachten Koffer die Schräglagenbegrenzer waren. Klar, wozu hat sie den auch Flügel, angeschliffene Fußrasten gehören zum guten Ton. Und Schleifnipperl beim Testobjekt sind eh schon weg.
Zur Kurvenhetz braucht man auch ein gutes Fahrwerk und da kommt sie mit einer neu entwickelten Vorderradaufhängung daher, dass man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Bedient wird das Vorderrad über den Lenker per Koppelstangen, die den Einschlag um ca. 17cm nach vorne übergibt, dadurch konnten die Ingenieure auch den Motor weiter nach vorne setzten und daraus ergibt sich wiederum eine perfekte Sitzposition. Dazu noch der sehr komfortabler breite Sitz und das man sich fühlt wie in Abrahams Schoß, lässt sich das Windschild elektrisch in der Höhe verstellen. Zwei bis drei Zentimeter höher hätte es aber schon ausfallen können, da bei einer Körpergröße von 1,78 m ist genau das Ende vom Windschild, wenn es ganz ausgefahren ist und sich so direkt im Blick befindet. Völlig egal, so lässt es sich trotzdem richtig luxuriös reisen.
Vollgetankt mit über 21 Liter könnte die Reise bis zum ersten Stop circa 320 km weit gehen, da der Verbrauch mit 6,7 Liter angegeben ist und anders wie bei PKW`s hier stimmt die Angabe wirklich. In der Kommandozentrale, ein anderer Name fällt einen nicht ein, wenn man drauf sieht, werden im zentralen Display alle Infos geboten, wie Radio, Navi und Bordinformationen. Links daneben der Tacho und noch eine kleine Anzeige, die anmerkt wie weit man noch mit dem Sprit im Tank kommt, Tankfüllstand, Tages- und Gesamtkilometer. Rechts außen befindet sich der Drehzahlmesser mit Ganganzeige und Modi-Einstellung die vom rechten Lenkerbedienelement aus in Econ, Tour, Sport und Rain unterteilt werden können.
Mit den Modus „Tour“ ist man am besten dran, denn da geht sie geschmeidig ans Gas und lässt auch Bummeln im sechsten Gang zu. Wer einen auf Attacke macht, wird den Sport-Modi bevorzugen, da ist auch der Name Programm. Ganz rechts wieder eine kleine Anzeige die Temperatur und die Silhouette der Gold Wing darstellt, an der wird angezeigt, ob einer der Koffer offen steht, oder der Ständer noch ausgeklappt ist. Muss nach langem Fahren die Tanke aufgesucht werden, ist es das erste Mal ein Suchspiel wie man den Tankdeckel überhaupt findet. Nach langem Suchen erkundet man vor dem rechten Knie einen Deckel, der sich per Knopfdruck öffnen lässt und darin ist der Hebel zur Entriegelung der Tankabdeckung. Der Gesamteindruck aller Deckel lässt uns leider davon träumen, dass sie alle etwas stabiler sein dürften.
Hhm, das sind allerdings Kleinigkeiten und jammern auf höchstem Niveau. Ja fesch steht sie schon da, mit ihrer extrem coolen Farbe – Matt Majestic Silver Metallic, sie lässt die Seitenkoffer, in die übrigens jetzt weniger reinpasst, wie bei dem vorigen Modell, richtig schimmern. Wer damit durch die Stadt blubbert muss mit leuchtenden Augen kleiner Kinder und mit neidischen Blicken deren Väter rechnen. Ist das Handy mit dem USB-Stecker im Fach über dem verstecktem Tankdeckel verbunden und es kreischt Guns ń Roses aus den Lautsprechern, dann ist alles zu spät. Also, auf zum nächsten Honda-Händler und Probefahren. Aber Vorsicht, bei Unterschrift werden mindestens 29.990,- Euro fällig.