Nippon-Beau

Motor/Motor-Kraft,
Fahrwerk,
innovative Lenkung
nur 7-Sufen-Automatik,
Innenraum-Plastik,
Staubtuch-Gefummel
Preis: € 67.550,-, Optionen: Metalliclack Iridium Blue € 943,-, Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 68.500,-
Sicherheit: Frontairbags für Fahrer und Beifahrer, Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer, durchgehende Kopfairbags, Drei-Punkt-Automatik-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, ISOFIX-Befestigungspunkt,
Verbrauch/Drittelmix*: 6,8 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 5,4 sec.,
Vmax: 250 km/h,
Motor: 6-Zylinder in V60°, Leichtmetall-Zylinderkopf und- block, 4Ventile/Zylinder, 2xDOHC, Kette/Zahnrad, VVT, direkte Einspritzung,
Hubraum: 3.498 cm3,
max. Leistung: 306 PS/225 kW bei 6.800/min-1,
max. Drehmoment: 350 Nm. bei 5.000/min-1,
Elektromotor: Parallel-Hybrid, AC, Asynchron, 50 kW/290 Nm., Lithium-Ionen-Akku,
Gesamtleistung: 364 PS/268 kW
Verdichtung: 10,6:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 7-Stufen-Automatik, Allradantrieb, ESP;
Radaufhängung: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine, doppelte Dreieckquerlenker, h-Mehrlenkerachse, v/h-Schraubenfedern, Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, belüftet, v-Ø 355 mm, h-Ø350 mm, ABS, Bremsassistent,
Bereifung: 245/40 R19,
Gewicht: 1.936 kg,
L/B/H: 4.810/1.820/1.445 mm,
Radstand: 2.850 mm,
Tankinhalt: 70 l,
* Werksangaben
Mit Infiniti gibt es nun schon seit einigen Jahren die Nissan-Premium-Marke im Alpenland. Nun drängt er sich ins Establishment. Interessant macht den Mittelklasse-Japaner allein sein Äußeres. Zumindest erregt der Q50 Aufmerksamkeit mit seiner dynamisch akzentuierten, klassisch-eleganten Form. An Zapfsäulen, oder Parkplätzen schleichen immer wieder Herren mittleren Alters um den Nippon-Beau, der mit seinem feschen Lichtkantenspiel im Vergleich zum Vorgänger G37 groß in Form gebracht wurde. Beim genauen Hinschauen fällt allerdings auch eine Unfeinheit auf, denn das erfrischende Blau ist auf Kunststoff- und Blechteilen unterschiedlich nuanciert.
Und wer etwas penibler den Innenraum erkundet, könnte sich auch an der ein oder anderen Stelle über etwas einfach anmutende Plastikoberflächen in einem ansonsten recht noblen Ambiente stören. Oder er könnte sich einfach auf den sportlich-bequemen Fahrersitz niederlassen, den vielfach einstellbaren Arbeitsplatz justieren und sich an der weitgehend gediegenen Pracht erfreuen. Die Kommandozentrale hat Stil, keine Frage; schick sind vor allem die Metall-Applikationen in der Mittelkonsole, oder die schwarzen Hochglanz-Oberflächen, die ebenfalls gehobene Wertigkeit vermitteln, allerdings auch die Anwesenheit eines Staubtuchs im Ablagefach nötig machen.
Zentraler Blickfang der Kommandozentrale ist das Navi-Entertainment-System mit zwei übereinander gestapelten 8-Zoll-Displays, die es gleichzeitig ermöglichen, beim Navigations-Vollbildmodus im oberen Display sich parallel im unteren Display das Radio-Menü anzeigen zu lassen, oder über den unteren Touchscreen das Navi zu bedienen. Das ist durchaus praktisch, bisweilen aber auch etwas verwirrend und vielleicht nicht immer ganz logisch. Dennoch hat man im System schnell die richtige Wahl getroffen.
Ein klanglicher Höhepunkt des Q50 Hybrid ist der 3,5-Liter-V6-Benziner. Wer mit dem serienmäßigen Startknopf das Antriebssystem aktiviert, wird zunächst allerdings nichts hören und beim ersten Anfahren lediglich ein leichtes E-Antriebs-Sirren vernehmen. Dank des Doppelherzantriebs kann die Limousine mit einem immerhin 67 PS und 270 Newtonmeter starkem E-Aggregat, auch rein elektrisch fahren. Dieses allein vermag längsdynamisch zwar wenig imponieren, dafür kann der Q50 dank der üppig dimensionierten Lithium-Ionen-Batterie über kleinere Distanzen bis zu 80 km/h schnell rein elektrisch unterwegs sein. Das ist schön für das Grüne Gewissen und hilft auch beim Spritsparen – zumindest, wenn man das Potenzial, welches der zusätzliche E-Antrieb bietet, konsequent zu nutzen weiß. Und – der bärenstarke V6 bietet verführerisch viel Power. Mit seinen 306 Benziner-PS und 350 Newtonmeter Drehmoment summiert sich das Systempotenzial auf 364 PS und 546 Newtonmeter, die ein Allradantrieb traktionsstark in brutalen Vortrieb umsetzen kann. Verblüffend harmonisch ist das Zusammenspiel beider Aggregate, mit der geschmeidig arbeitenden, serienmäßigen Siebenstufen-Automatik. 5,4 Sekunden für den Standardsprint und 250 km/h (abgeregelt) Top Speed, sind angesichts des Leistungsniveaus allerdings keine Topwerte. Das liegt auch an dem Dynamik absorbierenden Allradantrieb, der den Q50 um 70 Kilogramm schwerer und beim Sprint um 0,3 Sekunden langsamer macht. Wer das Gaspedal ans Bodenblech pinnt, wird dennoch vom wilden Treiben überwältigt sein. Die Tachonadel lässt sich sogar deutlich jenseits der offiziellen Top Speed-Marke pushen und der Japaner liegt selbst dann noch angenehm präzise auf der Straße. Vermutlich haben die japanischen Ingenieure auch einige Abstimmungsfahrten auf der deutschen Autobahn absolviert.
Wer volles Rohr dem herzhaft kernig klingenden V6 Leistung abfordert, kann sogar Verbrauchswerte dabei erheblich steigern, ansonsten ist der Durst auf der Autobahn angesichts der Leistung noch moderat: Bei konstant 120 km/h misst man 8,4 Liter und bei 160 km/h Reisegeschwindigkeit steigt dieser Wert ein bisserl höher.
Für lange Touren eignet sich der Q50 unter anderem auch dank seiner straff-bequemen Sitze, seiner mäßigen Windgeräusche und eines entlastenden Technikarsenals, zu dem als Höhepunkt der gut justierbare und fein regelnde Abstandstempomat zählt.
Auch das straffe Fahrwerk lässt trotz der 19-Zoll-Räder mit Niederquerschnittsreifen noch einen ordentlichen Komfort zu, eine Sänfte ist der Q50 allerdings nicht.
Dafür hat der Infiniti eine gehobene Links-Rechts-Kompetenz zu bieten. Das übrigens ohne mechanische Verbindung, den Lenkbefehl recht präzise und direkt umsetzende Drive-by-Wire-Volant, bietet dabei eine gute und nur dezent synthetische Rückmeldung. Mit Schmackes lässt sich die 4,79 Meter lange Limousine eng durch Kurven führen und dabei sorgt der Allradantrieb für ein Gefühl des Fahrens wie auf Schienen. Das kann man allerdings auch etwas bedauerlich finden, denn irgendwie bekommt man andererseits das Gefühl, der reine Heckantrieb könnte die Kurvengaudi auf ein höheres Spaßniveau für diejenigen hieven, die eine hecklastige Übersteuerungstendenz zu nutzen wissen. Dank Allrad wirkt der Q50 in Kurven besonders neutral, weder kopflastig, noch mit nervös zuckendem Hinterteil. Manche Fahrer mögen das.