Ruhepol: Die unterschätzte Größe

Front & Linienführung,
Innenraum-Ambiente,
Preis
CVT-Getriebe frisst Kraft,
(noch) kein Allrad,
Erklären zu müssen, warum
Preis: € 32.424,58, Metallic-Lackierung € 800,-, Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 33.224,58
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Knieairbag für Fahrer und Beifahrer, Kopfairbags „Curtain Shield“ für vorne und hinten, Seitenairbags vorne und hinten, 3-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne höhenverstellbar, Gurtstraffer mit Gurtkraftbegrenzer vorne, ISOFIX-Verankerungen an den äußeren Sitzen hinten,
Verbrauch/Drittelmix*: 4,7 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 8,3 sec.,
Vmax: 200 km/h,
Motor: 4-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf und- block, 4Ventile/Zylinder, DOHC, direkt Einspritzung,
Drehstrom-Synchronmotor: 143 PS/105 kW, 300 Nm. bei 3.342/min-1,
Hubraum: 2.494 cm3,
max. Leistung: 181 PS/133 kW bei 6.000/min-1,
max. Drehmoment: 221 Nm. bei 4.200-5.400/min-1,
Verdichtung: 10,0:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: heck, elektronisch geregeltes kontinuierlich variables Getriebe mit sequentiellen Schaltmodi, ESP,
Radaufhängung: v-McPherson-Federbeine, doppelte Dreieckquerlenker, h-Mehrlenkerachse, v/h-Schraubenfedern, Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, belüftet, ABS, EBD,
Bereifung: 225/45 R17,
Gewicht: 1.620 kg,
L/B/H: 4.665/2.027/1.430 mm,
Radstand: 2.800 mm,
Tankinhalt: 66 l,
* Werksangaben
Lexus stellt sich neu auf. Mit gewagter Linienführung und der Front eines „Kampfgesichts“ Doch – mehr Schein als Sein? Optisch trägt der Lexus IS mit seiner fast schon aggressiven Front dick auf – ganz anders als bisherige Lexus-Modelle. Doch ist der Japaner auch so sportlich, wie es die Fassade verspricht? Denn – es war immer dasselbe mit Lexus: Egal ob mit SUVs, kleinen oder großen Limousinen, oder einem Kompaktwagen: In dem Premium-Markt, der von den deutschen Herstellern dominiert wird, hatte die Edel-Marke des Toyota-Konzerns wenig zu lachen.
Die Autos waren stets gut, keine Frage. Bei der Verarbeitung mussten sich die Japaner selten vor den deutschen Premium-Wagen verstecken und zuverlässig waren sie auch, wie die meisten Kundenzufriedenheits-Barometer zeigen. Nur eines waren die Lexus-Modelle oft – bieder. Kurzum: Wer einen Lexus gefahren ist, fiel im Straßenbild nicht auf.
Und jetzt? Mit seinem weit aufgerissenen Maul sieht die Mittelklasse-Limousine bereits im Stand so aus, als wolle sie einen BMW M3, oder Audi RS4 auf der Stelle verspeisen. Die dynamisch-gepfeilten LED-Tagfahrlichter und die zerklüfteten Lufteinlässe rund um die Nebelscheinwerfer tragen das ihre zum aggressiven Auftritt des IS bei. Wow, diese Front ist ein echtes Statement.
Auch am Heck sind die Lexus-Designer ihrer flotten Linie treu geblieben, langweilig sieht anders aus. Müssen sich die Power-Ableger von Audi, Mercedes und BMW etwa warm anziehen? Vorerst noch nicht, denn fette Auspuffrohre sucht man bei diesem Lexus vergebens. Stattdessen weist der kleine Buchstabe am Ende des Schriftzuges auf etwas ganz anderes hin: Der IS 300h hat keinen leistungsstarken Sechs- oder Achtzylinder, wie es die Optik vermuten lässt. Unter seiner Haube schlagen zwei Herzen: Ein Vierzylinder-Benziner mit 181 PS und ein Elektromotor, der nochmals 143 PS beisteuert.
Nach dem Druck auf den Startknopf bleibt der Verbrenner hybrid-typisch stumm, der IS 300h rollt rein elektrisch aus der Parklücke. Doch schon bei der Ausfahrt aus der Tiefgarage springt der Benziner an: Die Rampe an der Schranke ist zu steil, der Benziner greift dem Elektromotor unter die Arme.
Überhaupt kommt von der relativ hohen Elektroleistung beim Fahrer wenig an. Wer an der Ampel ohne den Benziner anfahren und auf Stadttempo beschleunigen will, wird zum rollenden Verkehrshindernis. Maximal zwei Kilometer kann man den Hybrid-IS rein elektrisch fahren, die V-max liegt im EV-Modus bei 45 km/h – das konnte auch schon ein Prius im Jahr 2003. Zehn Jahre Hybrid-Entwicklung und immer noch dieselben (geringen) Elektro-Fahrwerte?
Das Hybrid-Konzept des IS 300h sieht anders aus: Statt den Benziner möglichst oft zu ersetzen, will der Elektromotor den Benziner möglichst oft unterstützen. Natürlich ist es bei der Zahl von strammen 143 Elektro-PS schon verwunderlich, dass der Benziner bei fast jedem Beschleunigen mit anspringt – schließlich schaffen ähnlich starke Elektroautos auch einen ordentlichen Ampelstart.
Wenn schon nicht mit einer üppigen Elektro-Beschleunigung, überzeugt der Hybrid dann mit einem niedrigen Verbrauch? Die Antwort ist ein klares „kommt darauf an“. Der Testwert von 5,7 Litern auf 100 Kilometer lässt sich mit einer vorausschauenden Fahrweise auf vom Berufsverkehr gut gefüllten Autobahnen erklären.
Sprich: Wenige Beschleunigungsphasen, eher ein konstantes Dahinrollen mit 80 bis 100 km/h. Wer allerdings öfters im Stadtverkehr oder auf Landstraßen unterwegs ist, muss mit etwas mehr rechnen. Diese Werte sind bei einer Systemleistung von 223 PS in Ordnung, ein Spar-Wunder sieht allerdings anders aus. So einen Verbrauch schafft ein ähnlich starkes Diesel-Aggregat ebenfalls.
Viel entscheidender in der Praxis sind aber nicht die kleinen Zahlenunterschiede zwischen dem Benziner und dem Hybrid, sondern die Automatikgetriebe: Im IS300h geben der Elektromotor und der Benziner ihre Kraft über ein stufenloses CVT-Getriebe an die Hinterräder weiter
Wer aber einmal im hochwertigen Innenraum des IS Platz genommen hat, denkt plötzlich in ganz anderen Werten: Die bequemen, langstreckentauglichen Sitze, die exzellente Soundanlage, oder die edel aussehenden Oberflächen gepaart mit ein paar technischen Spielereien, wie dem innovativen Temperaturregler zählen plötzlich mehr, als ein paar Stundenkilometer mehr Höchstgeschwindigkeit.
Auch das Navigationssystem mit seinem Mouse-ähnlichen Controller überzeugt – dieser Controller bietet jetzt je nach Anzeige auf dem sieben Zoll großen Display mehr Gegendruck. Jede Schaltfläche auf dem Display entspricht auch einer klar spürbaren Druckstufe am Controller. Damit lenkt die Bedienung deutlich weniger ab als bisher, als der Cursor noch deutlich freier ohne die definierten Druckpunkte über das Display navigiert werden musste.
Ganz so sportlich, wie der neue Lexus IS aussieht, ist er nicht. Der gediegene Hybrid-Antrieb will eher sparsam cruisen als sportlich rasen. Und das zu einem angemessenen Preis: Mit einem Einstiegswert von 36.900,- Euro unterbietet der Lexus ähnlich starke Diesel-Limousinen mit Automatik der deutschen Konkurrenz um einige Tausender und – für dieses spezielle Modell hat Lexus-Austria noch ein ganz feines Zuckerl parat > siehe Datenkasten!