Randsteinhummel-Racing

Fahrwerk,
Agilität,
die Augen des Vordermanns bei 180
Seitenhalt/Sitze,
Material/Interieur,
viele Optionen
Preis: € 16.345,16, Mehrausstattung: € 2.370,-, Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 18.960,88
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Kopfairbag und Seitenairbag vorne, Dreipunkt-Automatiksicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne mit Gurtstraffern, ISOFIX-Halteösen für Kindersitze im Fond, Kopfstützen vorne und hinten,
Verbrauch/Drittelmix*: 4,8 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 8,8 sec.,
Vmax: 196 km/h,
Motor: 3-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Zahnriemen, direkte Einspritzung, 1Turbolader, Ladeluftkühler,
Hubraum: 999 cm3,
max. Leistung: 115 PS/85 kW bei 5.000-5.500/min-1,
max. Drehmoment: 200 Nm. bei 2.000-3.500/min-1,
Verdichtung: 10,5:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang, front, ESP,
Radaufhängung: v-Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine, Querlenker, h-Verbundlenkerachse mit Längslenker, v/h-Schraubenfedern, Stabilisator,
Bremsen: v-Scheiben, belüftet, h-Trommeln, ABS,
Bereifung: 165/70 R17,
Gewicht: 995 kg,
L/B/H: 3.600/1.640/1.500 mm,
Radstand: 2.410 mm,
Tankinhalt: 31 l,
* Werksangaben
Eineinhalb Jahre, nachdem der up! ein Facelift und mit dem 1,0-l-TSI einen neuen 90 PS starken Motor bekommen hat, schiebt VW nun eine noch kräftigere Variante mit diesem Motor nach und signiert ihn als GTI. Ein Kleinstwagen mit 115 PS, wenn das nicht mal richtig viel Freude am Fahren verspricht. Tatsächlich ist der up! als GTI ein kleiner Knaller geworden. Aber kann er auch das mit den drei Buchstaben verknüpfte Versprechen eines besonderen Fahrspaßes einlösen?
Mit dem Kürzel „GTI“ hat Volkswagen seit der Premiere des Golf-Ur-Modells 1976 einen Mythos geschaffen, der bis heute anhält und derzeit mit drei Modellen aufrechterhalten wird. Neben dem Golf GTI, der schon in der Normalversion mit 110 PS die Ursprungsleistung inzwischen beinahe verdreifacht hat, gibt es seit Kurzem von der neuen Generation des Polo eine GTI-Variante (200 PS) und auch eine Klasse weiter darunter, haben die Wolfsburger eine sportliche Version im Angebot: Der up! GTI kommt mit ordentlichen 115 PS/85 kW, immerhin noch 5 Pferdestärken mehr als der Ur-Golf-GTI zu bieten hatte.
Mit geschickten optischen Veränderungen gegenüber den Normalmodellen setzt Volkswagen die nötigen Reize. Der up! GTI steht auf 17-Zoll-Felgen, was auch deshalb wirkt, weil das Fahrzeug 1,5 Zentimeter tiefer gelegt wurde, was den Fahrverhalten mehr als zuträglich ist. Da der up! schon in seinen „bürgerlichen“ Varianten im Vergleich zum Wettbewerb fahrtechnisch ein ziemlich erwachsenes Auto ist, mussten für die sportliche Version keine schweren Eingriffe ins Fahrzeug vorgenommen werden. Neben der erwähnten Tieferlegung gibt es stärkere Stabilisatoren, neue Domlager und eine um acht Millimeter verbreiterte Spur. So ausgerüstet hat der Up auch mit der relativ hohen Leistung keinerlei Probleme. Er fährt sich natürlich noch eine Spur zackiger, als die Schwesternmodelle, bleibt dabei aber, auch angesichts des knappen Radstands von 2,41 Metern, recht komfortabel. In schnell gefahrenen Kurven zeigt der Kleine eine leichte Neigung zum untersteuern, die sich aber problemlos korrigieren lässt.
Weit interessanter ist da der Motor, denn er macht einen auf Saubermann. Der Benzindirekteinspritzer enthält einen Partikelfilter und merzt damit die letzte Schwachstelle bei den Schadstoffen aus. Die Abgase sind nun vorbildlich sauber. Leistung hat der kleine Dreizylinder mit einem Maß Hubraum natürlich auch. Freilich ist er mit 115 PS und 200 Nm maximalem Drehmoment keine Rakete, aber dank des relativ kurz übersetzten Sechsganggetriebes kann man flott unterwegs sein und so manchen anderen Verkehrsteilnehmer überraschen – kaum jemand erwartet von einem kleinen up! ein derart gutes Beschleunigungsvermögen. Und – die großen Augen eines BMW (3er)-Fahrers im Rückspiegel sind mit nichts zu bezahlen, wenn man ihn bei 180 anblickt!
Trotzdem will ein GTI-Gefühl nicht wirklich aufkommen. Das ist vor allem dem bekannten 1,0-Liter-Motor geschuldet, der dank Turboaufladung auf die höhere Leistung kommt. Der Dreizylinder dreht willig hoch, vermittelt aber wenig Emotionen. Da nutzt auch der alberne Aktuator nichts, den die Ingenieure in der Armaturentafel nahe an der Windschutzscheibe eingebaut haben und der schon bei geringen Geschwindigkeiten akustisch auf Sechszylinder macht. Das manuelle Sechsganggetriebe ist sauber zu schalten, aber nicht wirklich knackig und übrigens der einzige Sechsgänger im gesamten up! Angebot. Die Lenkung arbeitet präzise, mit etwas zu viel Spiel in der Mittellage, wirkt aber insgesamt zu synthetisch.
Im Innenraum reicht ein Blick auf das Karomuster der Sitze, um den GTI als solchen zu erkennen. Eine solide Ausstattung mit elektrischen Außenspiegeln, Klimaanlage, Sitzheizung vorn, Radio und elektrischen Fensterhebern (vorn). Fast alles andere, insbesondere einige Assistenzsysteme, verlangen eine zusätzliche Investition. Soweit, so normal.
Trotzdem kann der kleine GTI auch da nicht vollends überzeugen. Lenkrad und Armaturen passen zwar, aber die Karo-Sitze vermitteln zu wenig Seitenhalt, was bei flotter Kurvenfahrt – die ja eigentlich die Domäne eines solchen Fahrzeugs sein sollte – wirklich stört. Zudem konnten die Designer mit dem zur Verfügung stehenden Budget, die natürlichen Schwächen bei Material und Ausstattung eines mit sehr viel Kostendisziplin, gebauten Kleinstwagens nicht komplett kaschieren.
Wer das Fahrzeug aber ganz nüchtern betrachtet, sieht im up! GTI ein sportliches Auto, mit gutem Komfort, hervorragenden Fahrverhalten und anständiger Ausstattung. Das alles allerdings zu einem Tarif, der schon fast an den eines Golf-Basismodells heranreicht. Den GTI-Mythos musste sich der Kunde eben schon immer etwas kosten lassen.