Im Gespräch. Wie jetzt? Was jetzt? Warum jetzt?

Schubkraft,
Allrad,
eigentlich Business-Limo
eigentlich Business-Limo,
Gewicht,
herrlich unvernünftig
Preis: € 93.880,-, Sonderausstattungen: € 22.005,- (exkl. Steuern), Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 126.725,-
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Thorax-Pelvis-Sidebags in den Sitzen für Fahrer und Beifahrer, Windowbags rechts und links, Kneebag für Fahrer, 3-Punkt-Automatik-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne mit Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer, ISOFIX-Kindersitzbefestigung mit TopTether,
Verbrauch/Drittelmix*: 8,4 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 4,6 sec.,
Vmax: 250 km/h,
Motor: 6-Zylinder in V60°, Leichtmetall-Zylinderköpfe und- block, 4Ventile/Zylinder, 2×2 DOHC, Kette, direkte Einspritzung, 2Turbolader, Intercooler,
Hubraum: 2.996 cm3,
max. Leistung: 401 PS/295 kW bei 6.100/min-1,
max. Drehmoment: 520 Nm. bei 2.500-5.000/min-1,
Verdichtung: 10,7:1,
Treibstoff: 98 ROZ,
Kraftübertragung: AMG Speedshift MCT 9-Gang, Sportgetriebe, Allradantrieb, ESP,
Radaufhängung: v-McPherson-Federbeine, Quer- und Längslenker, h-Mehrlenkerachse, v/h-Schraubenfedern, Stabilisator, elektronisches Dämpfersystem,
Bremsen: Scheiben, v-belüftet, v-Ø 295 mm, h-Ø300 mm, ABS,
Bereifung: v-245/40 R19, h-275/35 R19,
Gewicht: 1.930 kg,
L/B/H: 4.923/1.852/1.468 mm,
Radstand: 2.939 mm,
Tankinhalt: 66 l,
* Werksangaben
Man unterhält sich. Grad wenn eine neue E-Klasse vor der Türe steht, auf dessen Heck recht deutlich AMG zu lesen ist. Dann ist ein derartiges Gespräch unvermeidlich, denn es ist mittlerweile schon Usus, dass neue Modelle von Mercedes-Benz auch bei AMG landen, um einer PS- und Speed-Kur unterzogen zu werden. So auch geschehen mit der E-Klasse. Also: Mercedes-Benz schickt den neuen E zu AMG. Das Ergebnis: V6-Biturbo, über 400 PS und Allrad. Die Frage ist nun: Aber haben sie auch Spaß reingepackt?
Was ist das?
Sieht verdammt stark nach E-Klasse aus, oder? Ist es auch, aber keine ganz normale. Weil: AMG streut erstmals seinen Performance-Zucker auf Daimlers neue Über-Businessklasse. Und das glücklicherweise nicht nur mit ein paar schickeren Schürzen und roten Streifen auf den Sitzen. Das hier ist ziemlich seriöses Zeug. Sagt Hallo zum Mercedes-Benz E 43 AMG.
He, hieß das Ding sonst nicht immer E 63?
Den ganz großen Brummer gibt´s auch noch, aber auch der 43er kann gut bei Laune halten. Merk es Dir einfach so: Audi hat den S6 und den RS 6, Mercedes hat jetzt den E 43 und den E 63.
Aber es ist ein V8…
Aaaah, ich weiß, ihr wollt einen V8, aber ihr kriegt leider keinen. Die Abteilung Unterhaltung übernimmt im E 43 ein 3,0-Liter-Biturbo-V6. Ihr kennt ihn vermutlich aus der C-Klasse, dem SLC und all den SUVs, die Mercedes derzeit im Wochen-Rythmus auf den Markt wirft.
Aber keine Sorge, es handelt sich hier um einen ziemlich properen Burschen. In der E-Klasse kriegt er zwei größere Turbos und ein bisschen mehr Ladedruck. Damit steigt die Leistung von sehr ordentlichen 367 auf ziemlich alarmierende 401 PS. Das Drehmoment liegt bei 520 Newtonmeter.
Große Zahlen, die für viele weitere schöne Zahlen sorgen: Von 0-100 km/h geht es im E 43 T-Modell in 4,7 Sekunden (die E 43 Limousine ist ein Zehntel schneller), die Höchstgeschwindigkeit ist elektronisch auf 250 km/h begrenzt. In Anbetracht von 1.930 Kilo Leibesfülle, ist das erschreckend zügig. Und es korrespondiert ziemlich genau mit dem, was du so fühlst, wenn du das rechte Pedal Richtung Spritzwand drückst.
Geht er wenigstens quer?
Vermutlich wird er das irgendwann tun. Vorausgesetzt, du hast Tonnen an Platz, sehr solide fahrerische Fähigkeiten und genug Heldenhaftigkeit, um diesen Dampfer bei ziemlich absurden Geschwindigkeiten in die Kurve zu werfen.
Du ahnst es schon, der AMG E 43 hat Allrad. Mit einer eher hecklastigen Verteilung von 31 zu 69 Prozent, aber Allrad. Herrje, ich weiß: Eine Enttäuschung jagt die Nächste…
Also ist er fad…
Nicht so schnell. Fahr´ ihn erstmal und Du wirst ziemlich schnell begeistert sein. Das fängt schon beim Reinsetzen an. Das fast schon dekadente E-Klasse-Interieur? Klar, gibt es natürlich auch hier. Angereichert um ziemlich tolle Sportsitze (es gibt auch Schalen-Gestühl), einige metallisch flackernde Oberflächen, Alupedale und ein wundervolles Leder-Alcantara-Lenkrad.
Der Biturbo-V6 ist ein überraschend charismatischer und wilder Hund. Sauschnell, von weit unten bis ganz nach oben mächtig und gierig. Das ganze passiert bei cruisigen Drehzahlen im Comfort-Modus leise, entspannt, ja fast unauffällig. Aber gib dem Affen etwas Zucker (sprich: tritt ihn ordentlich und dreh in schön aus) und plötzlich fängt der E 43 an zu singen. Vor allem im „Sport Plus“-Modus wird es dann richtig zünftig.
Klar, alles, was hier passiert, kommt aus dem Auspuff und ist elektronisch so gewollt, aber wer bei dem ganzen Geschreie, Geprotze und Geploppe keine Freude hat, der lacht wohl auch sonst eher selten. Genug Motivation, um den 43er ein ums andere Mal ins 6.200er-Drehzahllimit rauschen zu lassen, ist also durchaus vorhanden. Und das Schöne ist: Die von AMG auf mehr Tempo frisierte Neunstufen-Automatik lässt dich im manuellen Modus auch ungeniert in den Begrenzer knallen, wenn du deine Schaltpunkte verschläfst. Das macht dich vielleicht nicht unbedingt schneller, aber dass der E 43 die Gänge hält, ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass AMG auch in einem sehr großen Auto an seine Performance-Pappenheimer denkt.
Geht er auch ums Eck, wie sich das für einen AMG gehört?
Eins gleich mal vorneweg: Trotz der 31:69er-Kraftverteilung fühlt sich der E 43 nicht wirklich heckgetrieben an. Keine Spur der rutschigen Rauchschwaden-Maschine E 63. Eher sehr viel Traktion und allzeit lupenreiner Vortrieb. Ist ja auch nicht unbedingt das Schlechteste bei den gegebenen Ausmaßen.
Das überarbeitete Mehrkammer-Luftfahrwerk (neue Achsschenkel, etwas straffer, mehr Negativsturz) macht trotz der Straffung genau das, wofür man es so liebt: Fantastisch federn. Jap, auch der E 43 umschmeichelt dich mit Komfort und zwar unabhängig von den diversen Fahrmodi.
Die andere Seite beherrscht der Dicke aber auch. Überraschend gut sogar. Im Vergleich zu den übrigen E-Klassen (und den meisten anderen Business-Schiffen) ist das hier deutlich verbindlicher, was Einlenkverhalten, Körperkontrolle, Wank- Neigung und generelle Agilität angeht. Ja, dieses Auto fühlt sich tatsächlich irgendwie handlich an.
Leider war es nicht so ganz glücklich, dass die angesagte Route aus einem Haufen sehr kleiner und fürchterlich enger Landsträßchen im Wald- und Weinviertel bestand. So richtig Lust, den 43er bis zum letzten Tropfen auszuwringen, kriegte man auf dem pygmäenhaften Teer nämlich nicht. AMG kann verdammt viel, aber aus einem fast fünf Meter langen, fast zwei Tonnen schweren Mobil einen skalpellösen Kurvenverschlinger machen, können auch sie nicht. Man spürt einfach die Breite, das Gewicht. Keine Frage: Dieser Einstiegs-AMG liegt bemerkenswert satt, ist präzise und jederzeit verflucht schnell, aber auf der Bremse, oder bei plötzlichen Ausweichmanövern (die Straßen waren wirklich eng) merkt man die Opulenz dann schon.
Soll ich ihn kaufen?
Wenn dich der Gedanke an einen extrem unauffälligen, brachial anschiebenden 400-PS-Liner anmacht, dann nimm die Beine in die Hand und plündere dein Konto.
Wenn du auf rauchige, driftige Unvernunft stehst oder auf V8-Klänge, die ganze Häuserzeilen einreißen, dann warte…
Alternative gefällig? Gar nicht so leicht. Audis 450 PS starker S6 ist vielleicht einen Tick weniger agil, als der E 43 und kann in Sachen Hightech nicht mehr mithalten, kommt aber mit Biturbo-V8. Du willst viel zu schnell sein und Sprit sparen? Dann schaue dir den BMW M550d xDrive mit 381-PS-Triturbo-Diesel an.