Frischzellenkur … mit neuem Sechser-Diesel

feine Materialien + akribische Verarbeitung
hoher Fahrkomfort
kräftiger Motor + vorbildliche Laufkultur
Smartphone vorausgesetzt,
teuer in Anschaffung und Unterhalt,
Garage zu kurz
Preis: € 111.430,-, Sonderausstattung: € 39.809,-,
Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 151.239,-
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Windowbags und Sidebags für Fahrer und Beifahrer (kombinierter Thorax-/Pelvisbag), Dreipunkt-Automatik-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne mit Gurtstraffern und Gurtkraftbegrenzer, Kindersitz DUO plus mit ISOFIX, Kopfstützen auf allen Plätzen,
Verbrauch/Drittelmix*: 5,0 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 5,2 sec.,
Vmax: 250 km/h,
Motor: 6-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf und- block, 4VentileZylinder, DOHC, Kette VVT, Common Rail Hochdruckeinspritzung, Ladeluftkühler,
Hubraum: 2.925 cm3,
max. Leistung: 340 PS/250 kW bei 3.600-4.400/min-1,
max. Drehmoment: 700 Nm. bei 1.200-3.200/min-1,
Verdichtung: 15,5:1,
Treibstoff: Diesel ,
Kraftübertragung: 9G-Tronic, Allrad permanent, ESP,
Radaufhängung: v-Mehrlenkerachse, v/h-Luftfeder, Gasdruckdämpfer, h-Raumlenkerachse
Bremsen: Scheiben, v/h-innenbelüftet, ABS, Bremsassistent,
Bereifung: 245/50 R16,
Gewicht: 2.075 kg,
L/B/H: 5.360/1.899/1.494 mm,
Radstand: 3.165 mm,
Tankinhalt: 70 l,
* Werksangaben
Es ist ein erhabenes Gefühl, das einen beim Einstieg beschleicht – egal ob vorne, oder hinten. Üppige Platzverhältnisse und feine Materialien sorgen für Noblesse. Das war beim Vorgänger nicht anders. Trotzdem: Die geliftete S-Klasse legt im Innenraum noch eine kleine Schippe drauf. Denn die beiden großen 12,3-Zoll-Displays gehen nun nahtlos ineinander über – wesentlich eleganter als bislang. Die Bedienung übernimmt die S-Klasse aus der kleineren E-Klasse, die mit der Neuauflage dreist am Flaggschiff vorbeigedüst war. Im Klartext: Am neugestalteten Lenkrad mit dem ausgeformten Pralltopf finden sich die bekannten Daumen-Touchpads für die Steuerung des Infotainments. Apropos Lenkrad – das mondäne „Zweispeichen“-Design gehört der Vergangenheit an. In Zukunft hat die S-Klasse ein konventionelles Dreispeichen-Volant.
In der neuen Mercedes S-Klasse wird das Smartphone zum Autoschlüssel. So lässt sich die Luxuslimousine nicht nur per Near-Field-Communication öffnen und schließen, sondern auch parken – falls der Nebenmann mal wieder die Fahrertür zugeparkt hat. Grundsätzlich soll sich die S-Klasse vorwärts und rückwärts in Längs- und Querparklücken einparken lassen. Im sogenannten „Explore“-Modus kann der Oberklasse-Benz sogar bis zu 15 Meter geradeausfahren (vorwärts und rückwärts) – auch hier steuert der Fahrer das Auto per Telefon. Laut Mercedes-Benz sollen Hindernisse dabei umfahren werden. Wird es eng, zum Beispiel in der Garageneinfahrt, kann der Fahrer ferngesteuert die Spiegel einklappen. Mit dem Facelift-Modell lassen sich geeignete Smartphones zudem induktiv laden. Die Business-Telefonie im Fond wurde erweitert, sodass Telefonate automatisch von vorne nach hinten durchgestellt werden können. Wie es sich für ein Topmodell gehört, ist der Concierge-Service in 20 europäischen Ländern am Start und hilft bei Reservierungen und Routentipps. Eine Frage bleibt dann allerdings noch: Hat wirklich jeder so ein dafür benötigtes Smartphone?
Er ist zurück. Mercedes hat erstmals seit 1997 wieder einen Reihensechszylinder im Programm. Mit der neuen Motorenbaureihe beweist man „beim Daimler“ aber nicht nur Ingenieurskunst, sondern setzt auch ein Statement für den Diesel. Sauber, effektiv und leistungsstark – und dabei noch durchaus sparsam unterwegs. Punkte, die man gerne wirken lässt – nicht nur in der Stadt, sondern direkt auch auf der Langstrecke. Und eines vorab: die Schwaben versprachen hier nicht nur, die liefern auch! Blickt man auf den Motor selbst, dessen Kurbelgehäuse und Zylinderkopf aus Aluminium besteht – und dadurch das Motorengewicht auf der Vorderachse signifikant senken – setzt man hier nicht nur einen variablen Ventilhub auf der Auslass-Seite ein – die sogenannte CAMTRONIC Technik -, sondern packt nahezu das ganze Know-how mit in die Antriebstechnik: so wird für die Zylinderlaufbahnen das NANOSLIDE Verfahren – u.a. für bessere Schmierung und reduzierte Reibung – eingesetzt, wie auch Hightech-Stahlkolben, die sich bei Wärme weniger ausdehnen und sich so noch perfekter justieren lassen.
Ein zweistufiger Turbolader sorgt dafür für einen sportlichen Antritt des Fahrzeuges – in Reihe geschaltet, der kleine Lader verfügt über eine variable Turbinengeometrie. Ein wassergekühltes Ladergehäuse – in Kombination mit dem Luft-Wasser-Ladeluftkühler – sorgt für mehr Leistung und noch agileres Ansprechverhalten. Die Common-Rail Direkteinspritzung mittels Piezo-Injektoren sorgt zusätzlich für einen Einspritzdruck von bis zu 2.500 bar und zerstäubt den Kraftstoff feiner und reduziert damit die Rußbildung. Aber auch der Warmlauf und die Geräuschentwicklung profitieren dadurch. Die motornahe Abgasnachbehandlung im Sechser mit der Typenbezeichnung OM 656 ist hingegen identisch, wie in der 4-Zylinder OM 654 Variante (u.a. in der E Klasse als E 220 d) – ist speziell auf den WLTP Zyklus und Real Driving Emissions ausgelegt. Hinter dem Turbolader befindet sich ein Oxidationskatalysator (DOC), sowie ein SCR-Dieselpartikelfilter/SCR Kat. Wenn ein Diesel sauber ist, dann ist der OM 656 ganz vorn dabei.
Der Motor selbst liefert Kraft in Hülle und Fülle – und das in jeder Situation. Passend dazu zeigt sich eine sehr gute Abstimmung der 9G TRONIC Automatik, dessen Schaltvorgänge für die Insassen meistens unbemerkt bleiben und sorgt für ein ständig niedriges Drehzahlniveau. Der Diesel Reihen-Sechszylinder zeigt sich als mehr als angenehmer Leisetreter, selbst beim Motorstart hört man lediglich ein dezent kerniges Laufgeräusch.
Beim Leistungsabruf gibt sich der Motor in jeder Lebenslage eindrucksvoll und schiebt nachdrücklich an. Gleichmäßig und akustisch total unaufgeregt wird die notwendige Leistung abgerufen und bewegt den S 400 problemlos auf die 100 – aber auch auf die 200er Marke. Beim Zwischenspurt von 60 auf 100 sind es rund 3,2 Sekunden, von 0 auf 100 geht es problemlos innerhalb von 5,4 Sekunden. Mit dem Fahrzeuggewicht hat der Motor keine Probleme – man kann bei 340 PS allerdings auch nicht von Untermotorisierung sprechen.
Gut abgestimmt ist aber auch die 9-G TRONIC Automatik mit dem Reihen-Sechszylinder, welches immer den richtigen Gang findet und sorgt so für ein sehr niedriges Drehzahlniveau. Die Schaltvorgänge erfolgen meist unbemerkt, angefahren wird weiterhin im ersten Gang. Faszinierend für die lange Version dieser S-Klasse ist die baureihentypische Laufruhe, wobei die Kraft des Motors in jeglicher Fahrsituation in Hülle und Fülle vorhanden ist. Gerade das Drehmoment von 700 Nm macht sich hier ebenso angenehm bemerkbar, wie die gut arbeitende Luftfederung für die S-Klasse selbst. Die Autobahnpräsenz des großen Modells von Mercedes-Benz tut das Übrige.
Die Dämmung zum Motorraum selbst ist gewohnt bestens, aber auch im Standgeräusch – bei warmen Motor – zeigt sich der Dieselmotor dazu eher unauffällig und sehr ruhig. Wäre am Heck nicht die Typenbezeichnung, käme man nicht so schnell auf den Gedanken, dass hier ein Selbstzünder unter der Motorhaube seinen Dienst verrichtet.
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