Italien-Bigfoot

Solo-Sitz,
Bremse,
Style
Drehzahlband,
schwacher Motor,
Langstrecke
Preis: € 9.999,-,
Motor: 90°, V-Twin, viertakt, 2Ventile/Zylinder, luftgekühlt,
Hubraum: 853 cm3,
max. Leistung: 55 PS/40,44 kW bei 6.250/min-1,
max. Drehmoment: 62 Nm. bei 3.000/min-1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang (mit Overdrive Top-Gang), Einscheibenkupplung, Ø170 mm, mit integrierten Federn,
Fahrwerk: ALS-Doppelrohrrahmen aus Stahl, Standardgabel, Ø 40 mm, Federweg 130 mm, h-Schwinge mit zwei Stoßdämpfer mit einstellbarer Federvorspannung, Federweg 99 mm, Achsantrieb mit Doppel-Kreuzgelenk und Doppelkegelradgetriebe,
Bremsen: v/h-schwimmend gelagerte Einscheibe, v-Ø 320 mm, Brembo-Vierkolben-Bremssättel, h-Ø 260 mm, Brembo-Zweikolben-Bremssättel, ABS,
Bereifung: v-130/90-16, h-150/80 B16,
L/B/H: 2.185/840/1.160 mm,
Gewicht: 199 kg,
Sitzhöhe: 808 mm,
Radstand: 1.465 mm,
Tankinhalt: 15 l,
Vmax: 180 km/h,
* Werksangaben
Wie viele Hersteller versucht sich nun auch Moto Guzzi in die Liste der Bobber einzuschreiben. Auszeichnen sollte diese Art und Weise eines Motorrades das es flach, reduziert auf das Wesentliche und einen fetten ballonartigen Vorderreifen aufweist. Eines kann man schon mal auf den ersten Blick erkennen, der vordere Reifen ist mal richtig breit und in Kombination mit den 16 Zoll Felgen auch richtig fesch. Das ist aber dann auch schon alles was auf einen richtigen Bobber zutrifft.
Okay – die Ausstattung ist reduziert und überschaubar, das lassen wir auch noch gelten, aber von flach sind wir weit weg. Denn die Sitzhöhe ist fast schon einem Naked-Bike ähnlich. Das wiederum dem Fahrer zu Gute kommt und eine lockere Position am bequemen und formschönen Einzelsitz ermöglicht.
Einen Soziussitz gibt es zwar, jedoch verfälscht dieser das Bild des Bobber`s noch mehr und dem Auge sagt der Einzelsitz auch mehr zu, als der leider sehr unschöne Soziussitzwürfel. Die Konkurrenten sind allesamt ein Tick mehr Bobber, jedoch wenn es um Fahrkomfort und Stabilität geht ist die Guzzi schon ganz vorne angesiedelt. Das Einlenkverhalten ist Anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber sind die ersten Kilometer abgespult, funktioniert die Kurvenjagd einwandfrei. Es lassen sich auch längere Strecken fahren – aber einen ganzen Tag mit einer Distanz von rund 500 Kilometern will wohl keiner im Sattel sitzen, zumindest nicht Personen über 1,80 m. Da geht es schon eher ins ungemütliche. Diese Bobber wollen eher vor dem Stadtcafé, oder dem Lieblings-Beisl geparkt werden und das ist im Normalfall maximal eine bis zwei Ortschaften weit weg.
Dort werden dann die Kumpels auch von der Optik schwärmen und sich wundern warum der Vorderreifen so fett ist. Dann kann man ihnen ja die Story vom Bobber erklären und hinten nach, dass sie sich trotz des massigen Gummis unterm kurzen Frontfender richtig gut in die Kurven schmeißen lässt. Wenn man sich dann an das ständige Schleifen des Seitenständers gewöhnt hat, kann man es trotz des etwas schwachen V2, richtig fliegen lassen. Da hat die V9 unter den Mitbewerbern die Nase vorne. In Sachen Bremsen kann sie auch gut mithalten, der Brembo-Bremsanker packt auf der 320er Bremsscheibe gut dosierbar zu und wenn es drauf ankommt auch richtig massiv.
Die zwei Zylinderköpfe, die links und rechts rausragen, beeinflussen das Design ebenso wie der Rundscheinwerfer und die runde Instrumenteneinheit, die nachts in feurigem Rot leuchtet und ein Touch von Sportlichkeit vermittelt. Die feine Lackierung mit Zielflaggenmuster und Moto Guzzi-Schriftzug am Tank, strahlt mit den feinen Materialien der Sitzbank um die Wette, der Rest ist in matten Schwarz gehalten und sogar an der Auspuffanlage wurde auf Chrom verzichtet. Was natürlich auch beim Putzen ein Vorteil ist, wenn nicht jedes Mal nach dem Waschen die ganzen Chromteile poliert werden müssen. Das Rücklicht, ist montiert als würd es nicht zum Motorrad gehören, hätte etwas kleiner und etwas retromäßiger sein können und das Heck etwas tiefer.
Das Triebwerk mit seinen 853 Kubik und den 55 PS ist zwar ausreichend, aber etwas mehr würde nicht schaden. Aus dem ja nicht gerade kleinen Hubraum könnte man locker haltbare 15-20 Pferdchen mehr rausquetschen, wenn es die EU-Vorschriften zulassen. Nach kurzem Hochdrehen des V2 leuchtet sofort das Warnlämpchen auf, das nun geschaltet werden sollte. Die Gänge schnell und untertourig durchgeschaltet, da ist ihr Drehmoment eher am potentesten, sie macht trotzdem Spaß und man kann es genießen durch das Land zu fegen. Genau für so mittellange Touren ist sie geeignet und macht Spaß. Durch ihre eher hohe Sitzposition eignet sich die Guzzi V9 Bobber auch in der Großstadt, da man gut gesehen wird von den anderen Verkehrsteilnehmer. Überhört wird man eh nicht, da die schwarze Auspuffanlage untertourig einen sehr guten und nicht gerade leisen Sound rausröhrt.
Die Tachoeinheit ist klassisch mit analogen Tachometer und einem kleinen, digitalen Display, in dem man auch einige wichtige Anzeigen durchzappen kann, aufgeteilt. Sonst wurde auf einige Details geachtet, wie auch auf vielen Teilen der Guzzi-Adler in diversen Ausführungen seine Flügeln ausbreitet. Klar würde man es eher für einen Bobber halten, wenn der Rahmen etwas tiefer gebaut wäre, in der weiten Motorradwelt gibt es aber bestimmt Käufer, die gerne ein solches Gefährt fahren würden – denen die Konkurrenz allesamt zu nieder ist. Für diese Motorradfahrer kann man getrost sagen – dicker Vorderreifen, spartanisch ausgestattet, das genügt um ein richtiger Bobber zu sein.