Keine Geschenke
Zum Auftakt der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft präsentierte sich das Rebenland mit dem Start- und Zielort der Marktgemeinde Leutschach an der Weinstraße in schon gewohnt wunderbarer Atmosphäre. Dazu gab es an beiden Rallyetagen ideale Wetterbedingungen mit frühsommerlichen Temperaturen um rund 10 bis 12 Grad Celsius. Die Rebenland-Rallye feierte seit ihrem Bestehen heuer bereits den sechsten Geburtstag und war für die 82 Teilnehmer aus 9 Nationen, sowie für die rund 20.000 Fans ein erster echter Höhepunkt im heimischen Motorsportgeschehen.
Und ohne Umschweife muss man sagen – so spannend wie diesmal war’s noch nie. Schon das Rekord-Nennergebnis mit 91 Anmeldungen, darunter drei World Rally Cars und zehn R5-Boliden, stellte großen Sport in Aussicht. Vorweg: Die Teams hielten sich an die zu erwartende Dramaturgie. Von der ersten Sekunde an regierte „General Bleifuß“ den Saisonauftakt zur österreichischen Staatsmeisterschaft. Schon die ersten drei Sonderprüfungen zeigten mit Raimund Baumschlager (Skoda Fabia R5), Hermann Neubauer (Ford Fiesta WRC) und Andreas Aigner (Skoda Fabia R5) drei verschiedene Piloten an der Spitze. In weiterer Folge gelang es jedoch dem regierenden Staatsmeister Hermann Neubauer, sich ein wenig abzusetzen, während sich auf Platz zwei Gerwald Grössing (Ford Fiesta WRC) und knapp dahinter Baumschlager festsetzen konnten. Dass der steirische Lokalmatador Andreas Aigner nicht auf dem Podest stand, lag an einem Missgeschick am Ende des ersten Tages, bei dem er mit seinem Auto ausritt und so das Ziel der letzten Sonderprüfung nicht erreichte. Zwar konnte er am zweiten Tag wieder starten, jedoch mit 5 Minuten Strafzeit – umso erstaunlicher, dass Aigner noch Platz fünf holte. So blieb es Niki Mayr-Melnhof vorbehalten, sich als bester Steirer zu positionieren und seinen Ford Fiesta R5 am Ende als Gesamtdritter aufs Siegespodest zu pilotieren.
An der Spitze freilich sollte es noch rund gehen. Hermann Neubauer verwaltete seinen Vorsprung vorerst geschickt, obwohl er mit einem Wasserpumpen-Problem haderte und deshalb motorschonend unterwegs war. Dahinter rieben sich Grössing und Baumschlager immer mehr auf. Als Neubauer jedoch drei Prüfungen vor Schluss völlig überraschend mit ausgerissenem Rad neben der Strecke stand, hatte die Rallye ihren Umsturz und zugleich das ganz große Showdown. Denn die beiden Sieganwärter lagen mittlerweile auf nur noch 1,6 Sekunden beisammen. Auf der drittletzten Prüfung „brannte“ Grössing Baumschlager 7,1 Sekunden auf. Auf der vorletzten SP schlug Baumschlager seinerseits mit 7,2 Sekunden Vorsprung auf Grössing zurück – womit vor den allerletzten neun Wertungskilometern wiederum nur 1,5 Sekunden zwischen den beiden Toppiloten lagen und das Finale zur endgültigen Nervenschlacht mutierte und die Grössing gegen den 13-fachen Staatsmeister verlor – Baumschlager kam 5,5 Sekunden schneller ins Ziel als der WRC-Pilot, dem zu allem Überdruss auch noch eine 10-Sekunden-Strafe wegen eines Frühstarts umgehängt wurde (welche aber letztendlich für das Endergebnis unerheblich war). Mit nunmehr fünf Siegen ist Raimund Baumschlager der unumschränkte Regent des Rebenlandes.
Die Stimmen der Piloten:
Raimund Baumschlager: „Das ist das erste Mal nach dreißig Jahren, dass ich im Ziel Tränen in den Augen hatte. Es war eine unheimlich spannende Rallye vom Anfang bis zum Schluss. Ohne meine zwei Dreher wäre die Sache freilich etwas einfacher gewesen.“
Gerwald Grössing: „Ich habe sofort nach dem Start in die letzte SP gewusst, dass ich die Rallye verloren habe. Leider ist ausgerechnet vor dem entscheidenden Duell die Traktionskontrolle meines Autos ausgefallen und ich musste den Motor beim Start extrem pushen. Dabei habe ich einen Frühstart produziert.“
Niki Mayr-Melnhof: „Ich bin überglücklich über meinen dritten Platz. Wenn ich bedenke, dass ich gestern teilweise kein Licht hatte und einen Frühstart produziert habe, dann kann und muss ich hochzufrieden sein.“
Andreas Aigner: „Es hat sich ausgezahlt, heute wieder zu starten. Ich habe gut testen und viele Erkenntnisse gewinnen können. Schade – ohne das gestrige Missgeschick könnte ich auf dem Podest stehen.“
In der 2WD-Staatsmeisterschaft setzte sich mit dem Steirer Daniel Wollinger (Renault Clio R3) der prognostizierte Favorit durch. Michael Kogler (Citroen DS3 R3) holte vor Julian Wagner (Opel Adam R2) den zweiten Platz.
In der Junioren-Staatsmeisterschaft holte Julian Wagner den Sieg vor dem Ungar Kristof Klausz (Peugeot 208 R2) und Lukas Carlos Stengg (Opel Adam R2).
Im Rallye Cup der AMF gewann in der Division 1 Titelverteidiger Martin Kalteis (Mitsubishi Evo VII), vor dem M1-Piloten Günter Knobloch (Subaru WRX). In der Division 2 siegte Bernd Gebetsberger (VW Golf 2 GTI), vor Enrico Windisch (Renault Clio).
In der Historic Rallye Staatsmeisterschaft der AMF gewann Kris Rosenberger (Porsche 911), vor Gert Göberndorfer (Opel Ascona B) und freute sich: „Mein Ziel habe ich mit dem Sieg absolut erreicht. Gert war aber ein unglaublich harter Brocken und hat mich bis zum Schluss voll gefordert.“ Anm: Gert Göberndorfer wurde für seinen Kampfgeist nach der Rallye von einer Fach-Jury zum „Man of the Race“ gewählt!
Einen italienischen Doppelsieg gab es im Historic Rallye Cup durch Paolo Pasutti und Rino Muradore (beide Ford Sierra Cosworth). Im M1 Rallye Masters gewann Günter Knobloch (Subaru WRX), vor Enrico Windisch (Renault Clio) und Michael Röck (Ford Fiesta ST). Im Mitropacup siegte der für Kroatien startende Ungar Krisztian Hideg (Mitsubishi Evo IX), vor dem Deutschen Hermann Gaßner (Mitsubishi Evo X) und dem Ungar Kristof Klausz.
Team | Auto | Zeit | |
---|---|---|---|
1. | Baumschlager/Winklhofer (A/D) | Skoda Fabia R5 | 1:36:58,5 Std |
2. | Grössing/Beinke (A/D) | Ford Fiesta WRC | +14,0 Sek. |
3. | Mayr-Melnhof/Welsersheimb (A/A) | Ford Fiesta R5 | +1:13,1 Min |
4. | Hideg/Kerek (Kr/Kr) | Mitsubishi Evo IX | +5:44,3 Min |
5. | Aigner/Minor (A/A) | Skoda Fabia R5 | +5:57,5 Min |
6. | Gaßner/Thannhäuser (D/D) | Mitsubishi Evo X | +5:58,1 Min |
7. | Aigner/Hübler (A/A) | Ford Fiesta WRC | +6:04,9 Min |
8. | Hadik/Kertesz (H/H) | Ford Fiesta R5 | +7:11,5 Min |
9. | Majercak/Vejackova (Sk/Sk) | Ford Fiesta R5 | +7:44,5 Min |
10. | Wollinger/Forstner (A/A) | Renault Clio R3 | +8:11,3 Min |
Sonderprüfungsbestzeiten: H. Neubauer 7, R. Baumschlager 3, G. Grössing 2, N. Mayr-Melnhof 1, A. Aigner 1, M. Griebel 1 – SP 12 wurde abgesagt
Die wichtigsten Ausfälle: Christoph Zellhofer (Motorschaden/SP 15), Marijan Griebel (Techn. Defekt/SP 14), Christoph Lieb (SP 14), Hermann Neubauer (Unfall/SP 13), Gerald Rigler (Unfall/SP 13), Roland Stengg (Techn. Defekt/SP 13), Ossi Posch (Techn. Defekt/SP 13), Anton Reiswenhofer (Techn. Defekt/SP 10), Peter Ölsinger (Techn. Defekt/SP 9), Luca Waldherr (SP 4), Herbert Weingartner (SP 4), Rene Thiede (SP 1)
Punktestände
ORM: 1. Raimund Baumschlager 28, 2. Gerwald Grössing 19, 3. Niki Mayr-Melnhof 17.
ORM-2WD: 1. Daniel Wollinger 28, 2. Michael Kogler 20, 3. Julian Wagner 16..
Junioren-Staatsmeisterschaft: 1. Julian Wagner 25, 2. Kristof Klausz 18, 3. Lukas Carlos Stengg 15.
Rallye Cup der AMF, Div. 1: 1. Martin Kalteis 25, 2. Günter Knobloch 18, 3. Johann Derler 15. – Div. 2: 1.Bernd Gebetsberger 25, 2. Enrico Windisch 18, 3. Michael Röck 15.
Historic Rallye Staatsmeisterschaft: 1. Kris Rosenberger 28, 2. Gert Göberndorfer 20.