Raumelegant
Die mittlerweile zehnte Generation der E – Klasse bringt, den im Sommer letzten Jahres stilvoll beim Tennisturnier in Stuttgart präsentierten Kombi traditionell T – Modell getauft, zu uns in die Testredaktion. Diese Variante wird von Mercedes seit dem legendären W123 in den späten 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts selbst gefertigt. Die Bezeichnung T stand anfangs für Tourismus und Transport. Der Kombi macht in Europa erfahrungsgemäß mehr als die Hälfte aller E- Klasse Zulassungen aus. Entsprechend sorgfältig wurde der Businesstransporter auf seinen Start vorbereitet und mit jeder Menge Intelligenz ausgestattet.
Optisch ist die Verwandlung von der Limousine zum Kombi so gut gelungen, wie in der Historie wohl nur beim legendären W124. Mit der stärker als bisher geneigten Heckscheibe, der muskulösen Flanke und den elegant horizontal designten Heckleuchten präsentiert sich der T als eigenständiges Modell und gleichermaßen nobler Alternative zur Limousine. Der Praxisnutzen bleibt dabei aber vollständig erhalten. Das Gesamtvolumen schrumpft im direkten Vergleich zum Vorgänger etwas, die Ladebreite bleibt aber voll erhalten, sodass weiterhin eine Euro – Palette hinein passt. Eine absolute Ausnahmeerscheinung bei PKW`s. Auch wenn die Rückbank genutzt wird, bleibt reichlich Platz für Gepäck, wobei sich erstmals die Rückbank steiler stellen lässt, wenn es um die entscheidenden Zentimeter Ladelänge geht. Sie lässt sich auch mittels Hebeln vom Heck aus fernentriegeln und umlegen. Beim T250 ist die Lehne im Verhältnis 40:20:40 teilbar (Sonderausstattung). Als weitere Alternative ist eine dritte – allerdings nur Kindern zumutbare, -entgegen der Fahrtrichtung im Kofferraum verbaute Sitzreihe zu ordern.
Der Test-TE250 wurde mit der optionalen, in diesem Segment alternativlos einzigartigen, Mehrkammerluftfederung bei Mercedes „Air Body Control“ genannt ausgerüstet. Ergänzt wird die Luftfederung durch eine elektrisch geregelte Verstelldämpfung. Über den „Dynamic Select“ – Schalter im Cockpit kann der Fahrer fünf verschiedene Charakteristika einstellen, von Eco bis Sport Plus, welche eine spürbare Veränderung des Fahrverhaltens bewirken, von extrem komfortabel bis extra sportlich straff.
Bei der gefahrenen Motorversion, Zweiliter Turbobenziner, kann man getrost von einer Motorrevolution bei Mercedes sprechen. Dieser lässt akustisch keinerlei Rückschlüsse auf die Zylinderanzahl – oder die Arbeitsweise – ziehen. Er ist einfach nur leise, super gedämmt und vibrationsarm. Wo die meisten Betrachter einen Dieselantrieb vermuten, welcher sich in dieser Fahrzeugklasse dominant gibt, kommt hier ein Benziner zum Einsatz. Er zeigt sich kraftvoll, antrittsstark und mit einem Durchschnittsverbrauch von achteinhalb Litern auf Hundertkilometer, auch ökonomisch. In Kombination mit der neuen Neungangwandler-Automatik (9 G-Tronic), welche über Paddels am Lenkrad auch manuell bedienbar ist, ergibt sich hier eine hervorragenden Mix aus Kultiviertheit und Wirtschaftlichkeit. Die Schaltvorgänge sind Ruck frei und der Kraftfluss souverän.
Im Innenraum herrscht Luxuswohlfühlaroma mit voll elektrischen Alcantara-Sitzen (Extraausstattung), welche in der ersten Reihe auch eine Verstellung der Beinauflagen und hervorragenden Seitenhalt bieten. Daraus ergibt sich eine exquisite Langstreckentauglichkeit. Das Platzangebot gibt sich in beiden Sitzreihen erwartungsgemäß üppig und trägt als weiterer Faktor dazu bei, das Dauergrinsen der Insassen niemals geringer werden zu lassen.
Ebenso wie in der Limousine gibt es eine Reihe anspruchsvoller Komfort – und Assistenzsysteme. Die Konnektivität und das Infotainment sind absolut Stand der Technik. Das Bedienkonzept ist erheblich weiterentwickelt worden. Der bewährte Drehdrückregler am Mitteltunnel befindet sich jetzt unterhalb des Metall – Touchpads, das intern die Bezeichnung Kobra erhalten hat. Im getesteten Modell ist das virtuelle Cockpit mit zwei Displays mit jeweils 12,5 Zoll Bildschirmdiagonale in der Armaturentafel verbaut (Aufpreis). Diese geben dem Fahrzeug einen futuristischen Auftritt. Optisch verschmelzen die beiden Displays unter einem gemeinsamen Glasmantel zu einer Einheit. Für das Design der Anzeige kann der Fahrer aus verschiedenen Grafikrichtungen wählen. Die E-Klasse bietet als erstes Modell Touch Controls links und rechts im Lenkrad, die jeweils wie die Oberfläche eines Smartphones mit Wischbewegungen bedient werden. Damit erlauben sie die Steuerung des Infotainments, ohne dass der Fahrer die Hände vom Steuer nehmen muss. Ein absoluter Eye-Catcher ist die kleine, in der Mittelkonsole verbaute Analoguhr. An Assistenzsystemen bietet aktuell kein anderes Modell eine längere Aufpreis-Liste.
Auch teilautonomes Fahren ist damit bereits möglich. Ein Auszug aus der Liste bietet das typische Paket „Drive Paket“. Dieses System kann als „Distronic“ den Abstand zu einem vorausfahrenden Fahrzeug halten und diesem bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h folgen. Der Lenkpilot schafft dabei auch moderate Kurven, ganz ohne Fahrerhilfe. Zum Drive Pilot gehört zum ersten Mal auch ein aktiver Spurwechselassistent. Sobald der Fahrer bei eingeschalteter Geschwindigkeitsregelanlage den Blinker setzt, unterstützt die Technik den Fahrer aktiv beim Lenken auf die Nachbarspur, wenn diese als frei erkannt wurde.
Als Fazit bleibt ein beinahe konkurrenzloser Raumriese mit überragendem Komfort und überzeugender Motor/Getriebe Kombination.