Laune-Macher

Einfach und unverschnörkelt
auf allen Untergründen
wunderbar Retro
Hinterrad-Trommelbremse,
Beschleunigung,
Scheinwerfer
elektronische Einspritzung, Hubraum: 199 cm3, max. Leistung: 14 PS/10,5 kW bei 8.000/ min-1, max. Drehmoment: 13,5 Nm. bei 6.500/min-1, Verdichtung: 9,4:1,
Treibstoff: 95 ROZ, Kraftübertragung: 5-Gang, Rollerkette, Fahrwerk: Einschleifen-Rohrrahmen, Teleskopgabel Ø 33 mm, Feder-/Dämpfung vorne, Schraubenfedern, 2-Rohr-System, h-Kastenschwinge Feder-/Dämpfung-Zentralfederbein, Gasdruckdämpfer, Bremsen: v-Scheibe, Ø 220 mm, Bremszange, Doppelkolben-Schwimmsattel, h-Simplex Trommelbremse Ø 110 mm, Bereifung: v-130/80 18, h-180 80 R14, L/B/H: 2.140/865/1.125 mm, Gewicht: 128 kg, ,Sitzhöhe: 770 mm, Radstand: 1.385 mm, Tankinhalt: 6,5 l, Vmax: 110 km/h,
* Werksangaben
Die Suzuki VanVan erinnert bereits beim ersten Anblick an das Urmodell aus den 70ern; so charmant, so retro. Typisch für eine Scrambler, kein Untergrund ist zu sandig, oder zu rutschig für das fette Hinterrad.
Doch von Anbeginn: Den Startplatz bildet eine Tiefgarage. Da steht man nun – im tiefsten Tal. Choke rausfummeln E-Starter drücken. Klingt nach Nähmaschine. Platz nehmen in 780 Millimeter Sitzhöhe. Und raus hier. Was man wissen sollte: Schon in der Tiefgarage trennt sich die Spreu vom Weizen. Fünf fiese Ecken (2x links, 3x rechts), die sich zuziehen, deren Radien sich ändern wie die Wetterprognose. Dazu noch sechs massive Pfeiler, die umzirkelt werden wollen. Nach 150 Meter Extremkurving hat man vor dem Erblicken der Welt schon eine grobe Ahnung, wie es um Lenkpräzision und Handling einer Maschine bestellt ist. Im Fall der 129 Kilogramm leichten 200er gibt es ziemlich gute Noten. Sie lässt sich auf den grobkalibrigen Pneus fast so easy balancieren wie ein Mountainbike. Und das, obwohl die wuchtige Bereifung von 130/80 vorn und 180/80 hinten das genaue Gegenteil vermuten lässt. Nein, diese 200er Suzuki VanVan ist handlich. Fast schon überhandlich und deshalb ein wenig kippelig.
Draußen lockt Sonnenschein. Ran ans Gas. In nur 4,8 Sekunden stehen 50 km/h an. Das reicht allemal, um bei Ampelstarts die Nase vorn zu haben. Dabei sollte im mittleren Drehzahlbereich eingekuppelt werden. Gefühlsmäßig dreht der Motor wie ein Gummiband. Die effektivste Kraft hat er jedoch zwischen 6.500 und 9.000/min. Gute 14 Pferdestärken reichen für eine Höchstgeschwindigkeit von 101 km/h. Das genügt gerade so, um einen Lkw zu überholen, Gegenwind kann den Versuch mitunter leicht scheitern lassen. Bei solch turbulenten Verhältnissen kommt es zudem vor, dass der VanVan-Pilot über den breiten Lenker eine leichte Unruhe ins Fahrwerk einleitet. Trotzdem ist der Geradeauslauf in Ordnung. Bremsen? Auch problemlos. Unterstützt durch die Trommelbremse hinten, überzeugt die 220er-Scheibenbremse mit guter Verzögerung.
Obwohl der kleine Einzylinder nicht wirklich viel hergibt, stehenbleiben muss man nie. Das Design – seit den typischen japanischen Motorrädern aus den 60ern und 70ern unverändert – lediglich mit etwas Technik verfeinert. Die Sitzbank bietet Fahrer und Sozius Platz, obwohl sie niedrig und schmal ist. Praktisch eben, mit niedrigem Schwerpunkt. Elektrischer Starter und Direkteinspritzung beweisen, dass die aktuelle VanVan technisch wenig mit den alten Motorrädern gemein hat. Für das Fahren im Gelände, wofür die VanVan eindeutig gebaut wurde, ist das aber ziemlich unnötig.
Die Instrumente sind einfach und klar zu lesen, unaufgeregt. Das Licht, ebenfalls einfach und klar designed, funktionell eben. Wobei eine Doppellampe stilistisch besser gepasst hätte.
Motor, Standard-Gabel, nicht einmal upside-down und Schwinge sind an einem Stahlrahmen befestigt. Das Fahrwerk ist entsprechend schwammig, allerdings macht das bei diesem Bike wenig. Die Vorderradbremse funktioniert gut, verzögert ausreichend über eine Stahlscheibe und Bremszange. Hinten verzögert eine altmodische Trommelbremse, hier wurde am falschen Ende gespart. Für das Fahren im Gelände wäre eine bessere Dosierbarkeit am Hinterrad eigentlich unerlässlich.
Verschnaufpause. Der Schalldämpfer – ein gewaltiger Topf mit winziger Mündung. Übertrieben geurteilt bestünde die VanVan eigentlich nur aus einer Sitzbank und zwei fetten Reifen. Motor und Fahrwerk wirkten wie Lametta am Christbaum. Doch genau das macht die kleine Suzuki überaus sympathisch und erregt bei jedem Stopp jede Menge Aufsehen. Der kleine 200er Motor lässt bei der Beschleunigung zwar Wünsche offen, jedoch trägt er maßgeblich zum Leichtgewicht der VanVan bei. Lediglich 128 Kilo fahrfertig stehen zu Buche. Einsatzort? Stadtflitzer, Badeseebegleiter, Einkaufshilfe, Bauernhofmobil. Ein Spaßgerät pur. Der Preis? Bloß ein bissl über 4.500,- Euro. So viel wie für ein gutes Mountainbike. Ein ideales Gefährt für alle, die mal wieder ein Lächeln im Gesicht brauchen.
Auf Umwegen zurück. Zwei holprige Sträßchen sind darunter. Gabel und Federbein nehmen es gelassen. Dämpfer und Federn zufriedenstellend, schlagen nicht einmal durch. Noch ein kurzer Abstecher zum Jugendclub – die Teenies sind ebenfalls begeistert. Warum? Weil’s frech ist. Unkonventionell. Eigenständig. Zudem auf eine gewisse Art respektlos. Und: Sie ist fast überall wunderbarer Mittelpunkt in unserer Welt voller Superlative.