Streetfighter?

Optik
Fahrwerk
Sitzposition
Schaltautomat
leider nicht der Motor der aktuellen Fireblade
nerviges Spritspar-„Lamperl“
Preis: € 14.790,-,
Motor: 4-Zylinder in Reihe, 4Ventile/Zylinder, DOHC, viertakt, luftgekühlt,
Hubraum: 998 cm3,
max. Leistung: 125 PS/92 kW bei 10.000/min-1,
max. Drehmoment: 99 Nm. bei 7.750/min-1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang, Mehrscheiben-Kupplung, Ölbad, hydraulisch,
Fahrwerk: v-Telegabel, Upside-Down, Mono-Backbone GDC, Alurahmen, h-Einarmschwinge, Zentralfederbein, Federvorspannung,
Bremsen: v-Scheiben, v-Ø 310 mm, schwimmend gelagert, Vierkolben-Bremszangen, radial montiert, h-Scheiben, h-Ø 282 mm, Doppelkolben-Bremszangen, v/h-ABS,
Bereifung: v-120/70 R17, h-180/55 R17,
L/B/H: 2.105/785/1.095 mm,
Gewicht: 252 kg,
Sitzhöhe: 795 mm,
Radstand: 1.455 mm,
Tankinhalt: 17,0 l,
Vmax: 230 km/h,
* Werksangaben
Ein Jahr (2017) gab es sie nicht, das moderne Design dieser nun vorgestellten CB 1000R zieht sich durch drei Nakedbike`s und nennt sich Neo Sports Café – was weder Retro noch sonst eine Sparte bedient, viel mehr will Honda hier was neues in die Schauräume stellen. Was ihnen auch gut gelungen ist und es kommt bei der Käuferschar auch gut an. Mit kurzem Heck, modern geformten Tank und den Blades an der Seite des Kühlers sieht sie modern und etwas crazy aus. Ja okay, die Kennzeichenhalterung an der Schwinge könnt etwas graziler ausfallen, was natürlich Geschmacksache ist. Im ersten Anblick wirkt sie wie ein gemütliches, futuristisches Gerät mit dem man auf eine kühle Kugel fährt und vor dem Eissalon nur einen auf Styler macht, aber nach den ersten paar gefahrenen Metern denkt man an Vanille, Stracciatella, oder Haselnuss nicht mehr und will nur noch fahren.
Die zwölf Kilo, die sie zur Vorgängerin verloren hat merkt man deutlich und in Kombination mit dem kurzen Radstand ist sie extrem wendig geworden. Der Alu-Lenker ist 12 mm breiter und 13 mm höher, als bei der Letztausgabe der CB1000R, was Leuten mit breiten Schultern entgegen kommt. Man sitzt aber trotzdem mit dem Oberkörper mehr in Richtung Vorderrad und das gibt ein gutes Gefühl dafür. Der Motor lädt zwar bis zu 7.000 U/min. zum geschmeidigen Bummeln ein, aber über 7.000 U/min. pfeifen die vier 250er Töpfe zum Sturm an. Da hat es Honda nicht ganz geschafft, die Supersport-Gene der 2006er Fireblade auszutreiben. Dieses Triebwerk hat eh genügend Kraft in der 5. oder 6. im Landstraßengalopp zu reiten, aber aus dem Drehzahlkeller bringt sie nicht so viel Punch, wie bei manch anderen Nackten 1000er.
Das heißt wer mit ihr eine flotte Runde in`s Voralpenland Richtung Wildalpen und Maria Zell unternehmen will, muss sie schon bei Laune halten. Geht man forsch zur Sache und dreht den Vierzylinder immer noch, nervt aber dieses seltsame Licht am rechten Tachorand. Fährt man in der Stadt gemütlich im 6. Gang leuchtet es bis 90 Km/h Grün. Da ist die Welt noch in Ordnung. Aber geht’s ins Freiland und man schaltet zwei Gänge zurück hyperventiliert dieses Lämpchen, das man glaubt jetzt und gleich zerreißt es die Tachoeinheit. In der Nacht gefahren, glaubt der Gegenverkehr die Rettung kommt ihnen entgegen. Da dieses Licht direkt an den Helm leuchtet. Von blau auf violett und bei rosa angekommen, fängt es an zu blitzen und ermahnt quasi – bitte spritsparend fahren! Sorry, aber das lässt einen nicht hoffen das dieses Nerv tötende Licht bei der Euro 5 Pflicht wird.
Und wer kauft sich ein Motorrad mit 145 PS und 1.000 Kubik zum Sprit sparen? Gut, das sind Vorgaben der lieben Leute, die im EU-Parlament sitzen und für das kann Honda nichts. Als Gegenmaßnahme hilft ein Pflaster, oder Isolierband das dieses grelle Lämpchen entschärft. Weiter zur einzigen Extraausstattung – zur Schalthilfe denn das Wort Schaltautomat (Quickshifter) gilt bei ihr definitiv nicht. Denn will man beim Sprint die Gänge 1-6 durchrocken wird man beim ersten Schaltvorgang merken, mit voll am Gas bleiben ist da nix. Man muss bei jedem Schaltvorgang zwar die Kupplung nicht ziehen, aber das Gas (Throttle by Wire) zudrehen. Hm? Wozu dann einen Schalt-„Automat“? Na wenigsten beim Runterschalten funktioniert’s – aber auch nur unter 4.000 Umdrehungen und den Gashahn voll zugedreht.
Unverständlich, denn bei anderen Honda-Modellen geht es ja auch. Vielleicht liegt es ja daran, das der Einliter-Vierzylinder aus einem Supersportler adaptiert wurde, wo es noch keine Schaltautomaten in Serienmodellen gab. Schade das Honda nicht gleich den Motor der aktuellen Fireblade implantiert hat. Dies tut dem Spaß aber keinen Abbruch, denn das Fahrwerk macht alles wieder wett. Die ein Tick mehr in Richtung Sportlichkeit getrimmten Showa-Komponenten, vorne und hinten voll einstellbar, funktionieren einwandfrei und lassen ein wenig Restkomfort über. So dass es nicht die Bandscheiben aus der Wirbelsäule klopft. Die Serienbereifung trägt ihren Beitrag bestens bei und mit den Bridgestone S21 lässt sie Schräglagen und Kurvengeschwindigkeiten zu; jenseits von Gut und Böse.
Die Bremsanlage, die dann das Ganze wieder abbremst ist top dimensioniert und ist gut dosierbar. Drei vorprogrammierte Fahrmodi gibt es und einen Modi in den man sich die einzelnen Einstellungen, wie Traktionskontrolle, Motorbremse und Gasannahme noch extra dreistufig einrichten kann. Was die meisten aber eh bei dem Modi Sport belassen und die Traktionskontrolle kann in jeder Situation mit dem linken Zeigefinger extra nachjustiert werden. Die Haptik der Materialien ist sehr hochwertig und einige Teile, wie zum Beispiel die Seitenteile des Kühlers, sind auch aus echten gebürsteten Metall. Die 1000er fügt sich mit ihrer rundum LED-Beleuchtung gut in die gelungene Serie der Neo Sports Café – Reihe ein und ist auch preislich nicht abgehoben. Also auf zum nächsten Flügelhändler und Probe fahren.