Rotschopf

stylischer Auftritt
21Zoll Vorderrad
kraftvoller Motor
Gewicht
heiße Schienbeine
Preis
Preis: € 24.600,-
Motor: 2-Zylinder in V90°, V-Twin, viertakt, 4ventile/Zylinder, Ride by Wire, 3 Fahrmodi, Traktionskontrolle, Tempomat,
Hubraum: 1.380 cm3,
max. Leistung: 96 PS/71 kW bei 6.500/min-1,
max. Drehmoment: 120 Nm. bei 2.750/min-1,
Verdichtung: 10,5:1,
Treibstoff: 95 ROZ,
Kraftübertragung: 6-Gang, Antriebswelle mit doppelten Kardangelenk und festen Kegelräderpaar,
Fahrwerk: v-hydraulische Teleskopgabel, Ø 46 mm mit Teleskopabdeckung, h-progressiv wirkende Schwinge, 2 Gasdruckdämpfer, Zugstufe und Federvorspannung einstellbar,
Bremsen: v-schwimmend gelagerte Doppelscheibe, Ø-320 mm, 2 Kolben Brembo-Bremssattel, h-fixe Bremsscheibe, Ø-282 mm, v/h ABS,
Bereifung: v-130/70 R18, h-200/60 R16,
L/H: 2.445/1.181 mm,
Gewicht: 337 kg,
Sitzhöhe: 740 mm,
Radstand: 1.685 mm,
Tankinhalt: 20,5 l,
Vmax: 180 km/h,
* Werksangaben
Man glaubt ja schon alles gesehen zu haben, aber wenn man vor dieser mächtigen Moto Guzzi steht fällt einem die Kinnlade zu Boden. Man muss gestehen der Designer Miguel Galluzzi, Vice President des Piaggio Design Center, hat mit der Fliegenden Festung einen richtigen Italo-Bagger, so nennt man diese Geräte mit Seitenkoffer aber ohne Topcase, hingestellt. Mit der man sich garantiert überall sehen und hören lassen kann und mächtig Eindruck schindet. Die italienische schwarze Schönheit auf der Basis der California 1400er-Baureihe macht echt was her, nicht nur weil feinste Materialien verwendet wurden, wie zum Beispiel Sichtkarbon an jeder denkbaren Stelle, sondern auch auf Technik vom Feinsten geachtet wurde.
Als Erstes fallen einem gleich die roten Ventildeckel des druckvollen V2 mit dem sehr großen Hubraum auf. Sonst wurde aber auf knallige Farben verzichtet, bis auf die Typenschilder und die feinen Brembo Bremssättel, die sich ebenfalls im satten Rosso präsentieren dürfen. Und der Rotschopf hat richtig Charakter, den er bolltert und wackelt sich weg, als würd die Erde beben. Da die mächtigen zwei Zylinderköpfe beidseitig rausragen wird einem bei kühlem Wetter nicht kalt ums Knie und Schienbein, jedoch wird es im Sommer bei 30 Grad und Sonnenschein durchaus etwas warm. Nimmt man dann auf dem sehr bequeme Sitz mit angenehmer Sitzhöhe mal Platz und will sie vom Ständer nehmen, schätzt man im selben Moment die Guzzi auf so zirka 250 Kilogramm, jedoch hat sie über 330 Kg.
Hat man sie mal ausbalanciert fällt der Blick sofort auf die zwei gut ablesbaren analogen Rundinstrumente von Tacho und Drehzahlmesser mit innenliegenden Displays, wo ein Meer von Infos abzulesen ist. Lediglich die Ziffern der analogen Tachoeinheit sind etwas zu klein geraten, was aber auch kein richtiges Problem darstellt, da die Geschwindigkeit im rechten Digitalinstrument ebenfalls angezeigt wird. Links und rechts daneben die in Chrome eingefassten Lautsprecher des Entertainment Centers, über das man mit dem Handy via Bluetooth Musik abspielen kann. Klar ist auch, dass man zu so einem massiven Gerät, dann eher die Titelmelodie von Batman Beginn`s als Eros Ramazzotti abspielen sollte, das der Auftritt vor dem Gastgarten auch richtig fetzt.
Natürlich ist auch ein Tempomat, drei Fahrmodi, Traktionskontrolle dreifach verstellbar und abschaltbar und ein Zweikanal-ABS zum konfigurieren sowie USB-Anschluss, wo man auch das Handy wieder aufladen kann an Bord. Leider gibt es kein Fach für das Handy, hier muss man sich mit einer Halterung helfen. Trotz der recht breiten Verkleidung in der Tacho, Lautsprecher und Scheinwerfer eingebettet liegen, wirkt sie wie aus einem Guss. Ist das Prachtteil dann mal in Bewegung belohnt es einem in feinster Cruiser-Manier. Gleitet man durchs Weinviertel dahin kommt man aus dem Schwärmen nicht mehr raus, dank leichter Kurven und feinen Geraden die auch schaltfaul gefahren werden können, das taugt der Italienerin richtig gut. Ihr starkes Drehmoment steht in jeder Drehzahl prompt zur Stelle, egal ob man aus einer Ortschaft raus beschleunigt, oder am Überholen ist, viel schalten muss man da nicht.
In engen Kurven fühlt es sich an, als würd sie einklappen, jedoch ist sie nur gierig nach mehr, hat man das mal drauf ist es ein Kinderspiel sie gekonnt in die Kurven zu schmeißen. Zum Fahrspaß tragen auch das gut schaltbare Getriebe und das komfortable Fahrwerk dieser MGX-21 bei und standfeste Bremsen spendierte man ihr auch. Die einstellbare Traktionskontrolle hilft gut bei schlechten Straßenbedingungen, bei Regen und auch wenn man mal von einem geschotterten Parkplatz wegfährt. Macht ja nicht gerade einen schlanken Fuß, wenn man sich vorm Dorfwirten hinlegt. Und es ist egal, ob das der Wirt in der Kalten Kuchl, oder in Gotham City ist. Die Mega-Guzzi dann wieder auf die Räder stellen, wird wohl alleine eh nix, da sie ja nicht unbedingt ein Magermodel ist. Wenn sie mal rollt, dann hat man das Gewicht aber schnell wieder vergessen und die Schräglagenfreiheit ist auch recht beachtlich.
Dadurch dass darauf geachtet wurde, die seitlichen Hartschalenkoffer mit einem Deckel aus Karbon nicht zu tief hängen, haben auch die zwei geraden Auspuffendtöpfe und der wartungsarme Kardan-Antrieb darunter Platz. In die zwei Koffer passen jetzt nicht unbedingt Zimmer, Küche und Kabinett, aber für einen Wochenendtrip wird der Platz reichen. Das bisschen Wäsche, Zahnbürste und Duschgel kann in zwei dazu passenden Taschen verstaut werden. Aus den angesprochenen zwei Töpfen bollert es so gewaltig, wenn man mal den ein oder andern Gang aus dem Drehzahlkeller holt, aber immer schön daran denken die Fuhre will auch wieder gebremst werden. Diese italienische Interpretation eines Baggers fährt sich ganz gut und da wirklich gutes und teures Material verbaut wurde ist die Flying Fortress nicht gerade ein Sonderangebot. Design hat schließlich seinen Preis.