Lautlos: Zukunftsmusik oder schon alltagstauglich?

Design
Verarbeitung
Komfort
Preis
Ladezeit
Reichweite
Preis: € 37.990,-, Mehrausstattung: € 4.177,20, Gesamtwert des Testfahrzeuges: € 42.167,20
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Kopfairbagsystem, 3-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, ISOFIX-Kindersitzbefestigung,
Verbrauch/Drittelmix*: 12,7 kWh/100 Kilometer,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 9,6 sec.,
Vmax: 150 km/h,
Motor: permanentmagneterregte Synchronmaschine,
max. Leistung: 136 PS/100 kW bei 3.000-12.000/min-1,
max. Drehmoment: 290 Nm. bei 0-3.000/min-1,
Batterie: Lithium-Ionen,
Kraftübertragung: 1-Stufen-Automatik, ESP,
Radaufhängung: v-McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, h-Mehrlenkerachse, v/h-Schraubenfedern, v-Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, v-belüftet, v-Ø288 mm, h-Ø 272 mm, ABS,
Bereifung: 205/55 R16,
Gewicht: 1.615 kg,
L/B/H: 4.270/1.799/1.482 mm,
Radstand: 2.629 mm,
* Werksangaben
E-Golf… Der e-Golf unterscheidet sich kaum von seinen Benzin- und Diesel-Brüdern. Man muss schon genau schauen, um zu erkennen was Sache ist. VW macht nämlich in Sachen Design nicht so einen großen Hype drum. E-Golf… Wer e-Golf fährt, fährt ihn für sich und nicht für die Anderen, beziehungsweise nicht um den Anderen zu zeigen wie umweltbewusst man ist. Umweltbewusstsein… Ein Wort welches oft gemeinsam genannt wird mit Elektroantrieb oder Elektromobilität, doch tatsächlich haben diese Wörter wenig gemeinsam. E-Golf… Ist jetzt aber doch ein eigenes Thema, welches einen extra Artikel verdient.
Weiter beim Design: Kühlergrill, Felgen, der fehlende Auspuff, die blauen „GTI Streifen“ und in Österreich das grüne Kennzeichen sind die Dinge die den e-Golf vom „normalen“ Golf Sieben unterscheiden. Für die einen mag das zu wenig sein, für die anderen und da zählen wir vom Motor und Sport Insider auch dazu, ist es genau perfekt. Denn „Überdesignte“ und möchtegern-futuristisch wirkende e-Autos gibt es genug, da ist so ein schlichter Golf Sieben eine nette Abwechslung.
Zurückhaltung ist auch im Innenraum Programm. Ein Golf Sieben mit großem Navi und der neuen Tachoeinheit (ähnlich wie beim neuen Audi R8), die nur noch aus einem gut hinter dem Lenkrad positionierten Farbdisplay besteht. Es ist nicht mehr, es ist nicht weniger… Pures Understatement eben. Der e-Golf soll so normal wirken wie es nur möglich ist. VW typisch ist auch hier die Verarbeitung, nahezu perfekt, nichts wackelt, nichts knarzt und die verwendeten Materialien sind natürlich einem Mittelklasse-Wagen aus 2017 gerecht. Auch in Sachen Platz & Raum unterscheidet sich der e-Golf nicht vom „normalen“ Siebener (Golf bitteschön!)… Von der großen Batterie bekommt man also nicht wirklich was mit.
Wie man sieht, bemüht sich Volkswagen den Golf mit Elektroantrieb als normales Auto aus der Gegenwart zu verkaufen. Doch ist er das auch? Ist er annähernd so alltagstauglich wie ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor? Bevor wir die Fragen beantworten – erst mal das Fahren.
Das klassische Motorstarten, wie man es von Verbrennungsmotoren kennt, fällt weg. Man setzt sich rein, drückt am Startknopf und es passiert erstmal nichts. Nur die Tachoeinheit informiert darüber, ob das Fahrzeug gerade betriebsbereit ist oder nicht. Keine Geräusche, keine Vibrationen, kein nichts, nur ein Zeichen am Tacho.
Das wirkt im ersten Moment sehr eigenartig, doch in Wirklichkeit ist es so, dass es im alltäglichen Gebrauch ein enormer Komfortzuwachs ist. Fährt man dann mal los, wird die ganze Sache nicht vertrauter – es fährt – kein muh, kein mäh!!
Tatsächlich ist es so, dass es eine gewisse Zeit braucht um sich an die ganzen Umstände zu gewöhnen, doch ist es dann mal soweit, fährt man ganz normal wie mit jedem anderen Auto auch. Doch so normal ist die ganze Sache dann doch nicht. Man bekommt nicht in den Kopf, wie gut so ein Elektromotor eigentlich geht. Das Ansprechverhalten, Drehmoment und die Spontanität, die der Motor an den Tag legt, kann man mit keinem Verbrennungsmotor vergleichen. 130 PS – nur eine Zahl am Papier – der subjektive Eindruck ist deutlich höher. Drückt man das Gaspedal durch, dann beschleunigt das Fahrzeug momentan und sofort mit voller Leistung, keine falsche Drehzahl, kein Turboloch, nur pure Beschleunigung! Fährt man länger mit schweren Gasfuß, wird aber leider die angegebene, theoretisch, mögliche Reichweite von 300 km zu einer Fantasiezahl. Generell muss man sagen, dass man per normaler Fahrweise nicht weiter als 270 km kommt.
Wobei auch diese 270 km nicht immer im alltäglichen Gebrauch zu erreichen sind, denn Fahrten ohne Klimaanlage und streng nach Straßenverkehrsordnung beziehungsweise drunter sind auch nicht Sinn der Sache. Eine realistische Reichweite im alltäglichen Gebrauch beträgt zwischen 190 und 220 km. Doch nicht nur die nicht zu erreichende maximale Reichweite sind ein Nachteil, sondern auch die langen Ladezeiten. In vier Stunden laden die meisten Ladestationen die man so findet, das Auto auf 100 Prozent auf. Vier Stunden laden für grobe 200 Kilometer – nicht so gut!
Zum Fahrverhalten des e-Golf´s kann man sonst noch sagen, dass er sehr gut auf der Straße liegt, dennoch spürt man die paar Kilo mehr die er auf den Rippen hat. Fährt man ihn ein bisschen sportlicher um die Kurve, schiebt er deutlich mehr über die Vorderachse beziehungsweise leiden die Vorderreifen mehr als bei einem „normalen“ Golf. Man kann generell davon ausgehen, das alles über die Vorderachse passiert, ein sportliches mitlenken der Hinterachse ist bei diesem Auto Fehlanzeige. Dafür ist er aber auch für ungeübte Fahrer und Fahranfänger ein guter und sicherer Daily-Driver.
Kommen wir zum härtesten Punkt: der Preis. Wäre der Preis nicht deutlich höher wie bei seinen Diesel- oder Benzin Brüdern, wäre der e-Golf ein super Alltagsauto. Doch der hohe Preis in Kombination mit der nicht zu erreichenden Reichweite, macht aus dem möglichen Alltagsauto, für viele nur Zukunftsmusik.