Schotter-Schmeichler

Neunstufen-Automatik,
Kraftverteilung,
Fahrgeräusche
weiche Servolenkung,
kennen wir uns nicht?
Jeep, aber kein Off Roader
Preis: € 41.390,-
Sicherheit: Airbag für Fahrer und Beifahrer, Seitenairbags vorne, Windowbags vorne und hinten, Drei-Punkt-Sicherheitsgurte auf allen Plätzen, vorne mit Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer, höhenverstellbar, ISOFIX-Kindersitzbefestigung mit TopTether, Kopfstützen auf allen Plätzen, hinten höhenverstellbar,
Verbrauch/Drittelmix*: 5,7 l,
Beschleunigung 0-100 km/h*: 9,9 sec.,
Vmax: 190 km/h,
Motor: 4-Zylinder in Reihe, Leichtmetall-Zylinderkopf und- block, 4Ventile/Zylinder, DOHC, Zahnriemen, direkte Einspritzung, Common Rail, 1Turbolader VGT, Ladeluftkühlung,
Hubraum: 1.956 cm3,
max. Leistung: 140 PS/103 kW bei 3.750/min-1,
max. Drehmoment: 350 Nm. bei 1.750/min-1,
Verdichtung: 16,5:1,
Treibstoff: Diesel,
Kraftübertragung: 9-Stufen-Automatik, Allradantrieb, ESP,
Radaufhängung: v-McPherson-Federbeine, Dreieckquerlenker, h-McPherson-Federbeine, Längslenker, Querlenker, v/h-Schraubenfedern, Stabilisator,
Bremsen: Scheiben, v-belüftet, v-Ø 305 mm, h-Ø 278 mm, ABS,
Bereifung: 225/55 R18,
Gewicht: 1.619 kg,
L/B/H: 4.420/1.820/1.660 mm,
Radstand: 2.640 mm,
Tankinhalt: 60 l,
* Werksangaben
Kennen wir uns nicht? Dieses Gesicht, diese Ausstrahlung? Mmhh… Ah, ja, Jeep Renegade? Ne, schaut vorne anders aus. Jetzt hab´ ich´s – Jeep Cherokee! Auch nicht, ist größer! Also was jetzt, bevor hier die ganze Ratlosigkeit ausbricht!?! Na, ja – Jeep Compass muss es natürlich heißen und der hat halt das „Marken-Gesicht“ übernommen. Is´ ja ganz einfach.
Das Kantig-Militärische ist verschwunden, der Jeep Compass kehrt jetzt den Lifestyle-SUV raus – mit feinen Stoff/Ledersitzen inklusive orangen Ziernähten, auf die man lieber ein Handtuch legen würde. Das Cockpit ist intuitiv erfassbar, keine „Eingewöhnungsphase“, irgendwie ist alles da, wo man es braucht. In der Kategorie Fahrassistenzsysteme (Frontkollisionswarner, Spurhalteassistent, Toter-Winkel-Warner) ist der Compass ebenso gut bestückt, wie bei der Konnektivität. Über den zentralen Touchscreen, lassen sich das Smartphone einbinden, die Telefonie steuern und diverse Apps nutzen, darunter die Off Road-App „Jeep Skills“, in der man es vom „Jeeper“ bis zum „Explorer“ bringen kann.
Auch an analoge Kurzweil haben die Jeep-Designer beim Compass gedacht und zwar in Form der inzwischen schon typischen „easter-eggs“, kleiner Grafikspielereien, die im Auto versteckt sind; in diesem Fall sind eine Eidechse, das Ungeheuer von Loch Ness, ein Morsecode und mehrere stilisierte Jeep-Wrangler-Kühlergrills. Man kann ziemlich lange damit zubringen, diese Miniaturen zu suchen und zu finden. So hat auch der Jeep Compass aus dem Allerweltssegment Kompakt-SUV – Stoff/Ledersitz hin oder her – ein echtes Alleinstellungsmerkmal.
Was die Alltagstauglichkeit betrifft, rangiert der Compass im Klassendurchschnitt. Das Kofferraumvolumen liegt bei 438 Liter, die Ladekante jedoch ist ziemlich hoch. Dafür funktioniert das Umklappen der Rücksitzlehnen im Handumdrehen. Es entsteht dann zwar – je nach Positionierung des Laderaumbodens – eine Stufe im Gepäckraum, aber das Volumen wächst auf immerhin 1.251 Liter.
Und eine gute Show soll der neue Compass auf jeden Fall bieten, schließlich will die Off Road-Traditionsmarke Jeep mit dem Compass dort punkten, wo viel Geld verdient wird: in der Klasse der Kompakt-SUVs. Mehrmals wird man von Passanten angesprochen, die sich für das Auto interessieren. „Ein Jeep?“ sagt eine Dame, während ihr Hund an der Leine zerrt. „Das waren doch früher mal so eckige Dinger, aber der hier sieht ja richtig gut aus.“
Mit 4,40 Meter Länge reiht sich der Jeep Compass ein in die Reihe von Volvo XC40, Skoda Karoq, VW Tiguan, Audi Q3 oder Range Rover Evoque. Von Letzterem haben sich die Jeep-Designer offensichtlich den bulligen Unterbau und die schmalen Glasflächen abgeguckt: Auch der Compass sieht aus, als habe man Glas einsparen müssen. Die Sicht nach hinten ist entsprechend eingeschränkt, eine Rückfahrkamera soll dieses Manko wenigstens beim Rangieren überbrücken.
Unter der Motorhaube wurde ein Zweiliter-Vierzylinder-Aggregat mit 140 PS Leistung verbaut; dazu eine Neunstufenautomatik und Allradantrieb, für den sich über einen Drehregler in der Mittelkonsole vier Fahrprogramme – Auto, Snow, Sand, Mud – einstellen lassen. Eine elektronische Steuerung koppelt auf normaler Straße Kardanwelle und Hinterachsdifferenzial ab, um Kraftstoff zu sparen. Der Compass ist dann als Fronttriebler unterwegs und die Elektronik kann bei Bedarf binnen Sekundenbruchteilen die Hinterräder wieder einklinken.
Drei Dinge fallen auf, wenn man mit dem Compass 2.0 Multi-Jet AWD unterwegs ist. Erstens: Die Fahrgeräusche sind erfreulich niedrig. Das hat auch mit einer neuen, extra-steifen Fahrwerksarchitektur zu tun. Vor allem ein neuer, vorderer Querträger sowie sogenannte Split-Stoßdämpfer, die Vibrationen auf zwei verschiedenen Wegen ableiten, tragen zu mehr Ruhe bei.
Zweitens: Die Neunstufen-Automatik. Befindet sich immer im richtigen Gang, von Schaltzeiten ist überhaupt nichts zu spüren. Drittens ist die elektrische Servolenkung so weich abgestimmt, dass man automatisch eine zurückhaltende Fahrweise annimmt, was zumindest neben dem Asphalt ja keine Schwäche ist. Am Schotter kann der „Richtungsweiser“ (Compass) mehr als ihm allgemein zugetraut wird, der schwere Off Roader ist er allerdings nicht und will/soll er auch nicht sein, dafür hat Jeep andere Mobile im Programm.
Renate Hofmann & rrf@ms-insider.com